Alles ist...wieder heiß. Das Wasser, die Luft, der Boden, das Auto, alle Lebensmittel... Liegend im eigenen Schweiß schreibe ich diese Zeilen. Draußen noch immer über 30 Grad und es ist 21 Uhr... tja, was will man anderes erwarten, wenn man in eine Wüste fährt!?! Doch dazu später. Erstmal kommen wir zur Kaffeeverkostung in einem Café in Salento (Kaldi Café Bar). Auf Wouters Tipp hin haben wir dort einen Stopp eingelegt und zusammen mit Freunden von Wouter Kaffee verkostet bzw. verschiedene Zubereitungsmethoden getestet. Da das Café relativ leer war, hatte die Dame hinter der Theke die Zeit, uns den Kaffee direkt am Tisch zuzubereiten. Mit Waage und Timer versteht sich... Am interessantesten war die Zubereitung im Siphon, da das eher einem Chemielabor gleicht. Insgesamt war mir der Kaffee (auch die zweite Tasse zubereitet als Pour over im Dripper sowie die dritte mit der Frenchpress) zu fruchtig bzw. zu sauer, obwohl alle gut und leicht verschieden geschmeckt haben. Von Salento aus ging es dann im Coffeinrausch über Toche nach Ibagué. Da es sich um 100km Schotterpiste handelte, sind wir kaum vorangekommen. Dazu viele Stopps, um die, im Gegensatz zu Cocora, hier noch als natürlicher Wald wachsenden Wachspalmen zu bestaunen. Übernachtet haben wir kurz hinter Toche an einer Thermalquelle. Die war nicht sonderlich einladend, aber warm. Nach sechs Stunden hinterm Steuer reicht das. Dazu kam noch morgendlicher Besuch von Hunden, Hühnern, Schweinen und Rindern. Früher Start nach warmem Bad und 10h später waren wir auch schon in der Desertio de Tatacoa, einer Kleinwüste. Die Zufahrt über eine kleine Fähre mit Außenborder über den Rio Magdalena (der von hier bis nach Barranquilla fließt) und anschließende Abkühlung im braunen Wasser waren ein gelungener Empfang. Die fast 40 Grad eher weniger. Nachdem wir mehr oder weniger offroad die Gegend erkundet haben, fand sich ein guter Schlafplatz auf einem Hochplateau mit bestem Blick auf die umgebende Landschaft und später die Milchstraße. Heute haben wir die Gegend dann weiter erkundet und einen Rundweg im Desertio Rojo "gewagt". Dabei habe ich mich fast verlaufen, peinlich!, aber auch Unmengen an Katusfrüchten gegessen, vielleicht der Grund für meine Irrwege...(It's the quenchiest!). Zur Abkühlung am Ende des Tages ging es noch kurz ins Piscina naturale, das eher weniger naturale dafür aber viel piss hatte... Insgesamt hat es mir hier sehr gut gefallen, wenn man mal von den Temperaturen absieht. Man kann sich relativ frei bewegen (wenn auch mit einiger Angst um die Reifen), findet überall schöne Plätze zum Wildcampen und die Landschaft ist auf kleinem Raum extrem abwechslungsreich. Dazu kommt das Gefühl im Wilden Westen zu sein, da nicht selten mal ein Caballero auf seinem Pferd, im Schlepptau ein paar Kühe, hinter einem Kaktus auftaucht. Gut, soll reichen. Es fängt gerade an zu regnen (ja wir sind noch in der Wüste) und meine Schuhe und der Stuhl stehen draußen. Natürlich hat der Wind gedreht und drückt jetzt voll auf die Hecktür... Wouter der Arme liegt irgendwo weiter weg im Canyon in seinem kaputten Zelt. Man hab ich das gut! ;) Und wieder...ein Jahr älter! Das Jahr, welches die Antwort auf alle Fragen liefern sollte... Paula hat am Vorabend dieses alljährlichen Trauertages ein gigantisches Essen gezaubert: frische Cidras, Kräutersalat mit Honig-Senf-Dressing, Burger aus einer Yucca-Käse-Rosmarin-Mischung und ein Schoko-Mouse aus pürierten Avocados und Bananen. Die Rezepte sind natürlich bereits verschriftlicht worden... Montag früh bin ich nach dem Frühstück von Paulas und Marius Finca in Richtung Salento aufgebrochen. Einem Tipp von Paula folgend, bin ich dabei über kleine Schotterpisten in Richtung Hauptstraße gefahren, vorbei an zahlreichen Plantagen und durch schönen Nebelwald. Statt in Salento zu bleiben bin ich gleich weiter nach Cocora gefahren, weil hier die Aktion abgeht. Die Attraktion sind die bis zu 70m hohen Wachspalmen, die nur noch hier wachsen. Bevor es aber zu den Wachspalmen ging, habe ich mir ein Geburtstagsessen gegönnt: in Kokosmilch gegarte Lachsforelle. Auch das Rezept ist verschriftlicht worden. Zur Verdauung bin ich anschließend zu den Palmen gewandert und habe den herrlichen Sonnenuntergang, angelehnt an eine der riesigen Palmen, bei lautem italienischen Gekreische "genossen". Einer der Italiener bat mich sogar mal kurz von "meiner" Palme aufzustehen, weil er dort sitzen wollte, damit er eine bessere Perpsektive für sein Instagram-Foto hat. Ja, so eine Bitte kann man niemandem ausschlagen... Wouter war in der Zwischenzeit auch aus Manizales eingetroffen und wir beschlossen, am Dienstag zeitig in die Berge aufzubrechen. Gesagt tun getan sind wir um 08:00 Uhr gestartet. 10 Stunden, 15 km, 900 Höhenmeter und eine weitere Lachsforelle später endlich wieder am Auto. Hier die Wanderung in Kurzform: ursprünglicher Nebelwald, zwei Schafe in Säcken auf einem Maultier, Estrella de Agua, viele bunte Vögel, Unmengen an Kolibris, viiieeeeel Schweiß, weite Blicke, keine Knieschmerzen (#knockonwood) und natürlich Palmen (Es ist wirklich schwer, die Größe der Palmen auf einem Foto festzuhalten. Auf einem Bild sind im unteren Bereich drei Leute zu erkennen, das verdeutlicht evtl. die Größenverhältnisse.). Weitere Ausführungen würden den Rahmen sprengen. Nur eine kurze, sehr beeindruckende Sache: Casa de Colibries, eigentlich geschlossen, aber eine Mischung aus Ignoranz und Glück hat uns doch dahin verschlagen und wir haben eine Stunde lang Kolibris aus nächster Nähe beobachten können. Es leben dort sieben verschiedene Arten, von denen wir fünf gesehen haben. Apropos gesehen: heute morgen beim Frühstück draußen auf der Wiese in der Morgensonne fliegt doch tatsächlich ein Andenkondor über unsere Köpfe! Ohrwurm für den Rest des Tages: "El Condor Pasa" Simon & Garfunkel... Nach kalter Nacht......bei 2 Grad klingelte der Wecker um 05:15 Uhr. Der Sonnenaufgang wartet nicht und hat auch nicht zu wünschen übrig gelassen. Nach kurzem Frühstück ging es die letzten Kilometer mit weißen Rauchschwaden Richtung Thermalquellen. Auf dem Weg mussten wir immer wieder anhalten, um die schönen Blicke ins Tal oder auf den verschneiten Gipfel auf uns wirken zu lassen. An den Thermalquellen waren wir die einzigen Gäste. Das kristallklare 40 Grad warme Wasser war genau das Richtige nach der kalten Nacht und der anstrengenden Fahrerei. (Apropos 40 Grad: die Standheizung funktioniert auch ohne Höhenkit auf 4000m.) Manizales erschlug mich dann mit dem kompletten Kontrastprogramm zur einsamen Bergstraße. Autos und Mopeds rasen lawinenartig durch die schmalen Straßen. Das Schlimmste war dabei, dass die Straßen nicht nur meistens Einbahnstraßen waren (Navigation nahezu unmöglich), sondern dass diese auch noch extrem steil waren. Ich musste teilweise in die Untersetzung schalten, um überhaupt noch anfahren zu können. Schalten geht dann auch nicht mehr, weil ich beim Gangwechsel in den 2. Gang schon wieder rückwärts gerollt wäre. Adrenalin und Stress pur, genervte Einheimische hinter mir. Wer in Manizales Geld machen will, sollte sich auf Kupplungen und Bremsen spezialisieren... Gut, Wouter habe ich schließlich beim Migration Office abgesetzt und mich dann aus der Stadt Richtung Pereira gekämpft. Dort in der Nähe hat Marius, ein Deutscher der im Flugzeug neben mir saß, eine Finca mit seiner Freundin Paula. Er hatte mich eingeladen sie zu besuchen. Nach einiger Suche habe ich die entlegene Finca dann gefunden: ein Traum, steil am Hang gelegen, viele Blumen, Kühe, Schafe, Hühner, Hunde, allerlei Vögel, Kaffee, Wasserquelle und alles an Früchten, was man sich vorstellen kann. Paula lebt hier als Selbstversorger. Alles was sie nicht hat, wird mit den Nachbarn getauscht. Was romantisch klingt, ist schwer erarbeitet! Tägliches schweres Schufften auf dem riesigen Gelände. Marius und ich haben heute (Samstag) eine Dschungeltour auf dem Grundstück gemacht und dabei einen zugewachsenen Pfad mit Macheten freigehauen und dann noch Cidras (kartoffelähnlich) gesammelt. Leider sind die Nachbarn nicht ganz so ökologisch eingestellt. Auf den umliegenden Kräuter-, Avocado- und Kaffeeplantagen wird kritikfrei und fleißig Glyphosat eingesetzt... Ich kann noch bis Montag hier bleiben und dann mache ich mich vormittags auf den Weg nach Salento, um Wouter wieder einzusammeln und weiter gen Süden zu fahren. Ein Monat......ist schon rum. Man wie die Zeit vergeht. Bleiben nur noch 11 Monate und ich bin immer noch in Kolumbien... Die letzten Tage waren sehr abwechslungsreich und leider wieder sehr fahrintensiv. Heute z.B. haben wir für die ersten 115km "nur" 3h40min gebraucht. Im Schneckentempo hinter den LKWs die Berge hoch und runter. Und dann überholt man mal nach kolubianischer Art in der Kurve und wird gleich von der Policia rausgewunken. Zum Glück haben sie nur auf das Überholverbot (an das sich hier eh keiner hält) hingewiesen und uns eine gute Fahrt gewünscht. Kurz zu den letzten Tagen: Am Montag sind wir im kleinsten Nationalpark Kolumbiens zur Laguna Iguaque (3600m) gewandert. In den Nationalparks wird man anscheinend ordentljch zur Kasse gebeten. Wir mussten 5000 COP für eine ominöse Versicherung, 4000 COP fürs Parken und 52000 COP Eintritt zahlen (für Kolumbianer 18000 COP). Für das Geld sind dann nichtmal die Infoschilder auf Englisch. Egal, wenn sie das Geld zum Erhalt der Parks nutzen, soll es so sein. Also ab zur Lagune mit Atemnot, scheint wohl die Höhe zu sein. Oben angekommen dann 5 Grad Celsius, Regen, Sturm und 10m Sicht. Die warmen Klamotten im Auto. Zu unserem Glück haben sich die Wolken doch noch aufgelöst und den Blick auf die beeindruckende Paramo freigelegt. Der Rückweg hat sich ewig gezogen, weil mein linkes Knie wieder mal rumzickt, bergab ist nicht so seins... Am Dienstag sind wir nach Tunja gefahren und nach einem kleinen Stadtbummel bei angenehm kühlen Temperaturen weiter gen Bogota aufgebrochen. Die Einheimischen beklagen sich über die niedrigen Temperaturen und sind, selbst bei 16 Grad, angezogen wie bei uns im Winter. Ca. 60km vor Bogota haben wir auf einem Campingplatz, den wir ganz für uns allein hatten, direkt am Stausee Embalse Tominé die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen dann ein kurzes Workout und ein erfrischendes Bad im kalten Wasser. Mittwoch wieder viel Fahrerei. Wir haben Bogota weiträumig umfahren und sind trotzdem nicht zügig voran gekommen. In Chia haben wir in einem riesigen Einkaufszentrum für viel Geld ein paar heimatliche Dinge eingekauft: Brot, Käse, Jogurt, Schokolade und nen schönen Salatkopf! An der Laguna El Tamacal haben wir genächtigt. Auch hier leider Eintritt zur Laguna (darin enthalten aber aucb die Übernachtung und die Toiletten und Duschen) und mal wieder baden verboten... Die Kolumbianer haben es mit ihren Verboten. Heute dann Richtung Manizales. Wouter muss sein Visum erneuern und ich wollte mich mit UN-Jorge treffen, der mir in Cartagena angeboten hatte, mit mir angeln zu gehen. Leider hat er sich auf meine Mail noch nicht gemeldet. Wir sind über die Hauptstraße nach Honda und Mariquita in eine Tiefebene gefahren. Alles andere als tief waren dort die Temperaturen: 42 Grad Celsius, heißer als in der Wüste im Norden. Ab hier gab es zwei Optionen: a) den LKWs hinterher auf der Hauptstraße nach Manizales oder b) auf einer Nebenstrecke in die Berge und am Vulkan Nevado Del Ruiz vorbei nach Manizales. Die Entscheidung viel für b). Aus dem Tal bei ca. 700m Höhe und 40 Grad haben wir uns über spektakuläre Straßen, kleine Bergdörfer, unzählige Plantagen und noch unzähligere Serpentinen auf 4011m und 3 Grad gekämpft. Der Laubfrosch hat dabei schwer unter dem Sauerstoffmangel zu leiden. Ab ca. 2200m Höhe beginnt er beim Gasgeben weiß zu qualmen. Das wird dann mit zunehmender Höhe schlimmer, sodass es nur noch in Untersetzung und im 2. und 3. Gang vorwärts geht. Jeder Gasstoß bläst weiße Wolken aus dem Auspuff. Also immer schön langsam und die Aussicht genießen. Trotz der Höhe und ohne Höhentuning funktioniert die Standheizung einwandfrei und den Benzinkocher scheint das gar nicht zu stören. Das gibt Mut für die kommenden Höhenpassagen in Peru und Bolivien. Schön wäre da dann nur noch ein kleiner Turbolader... Da viel zu langsam voran gekommen sind, haben wir unser eigentliches Ziel, die Thermalquellen bei Manizales, nicht erreicht und mussten "leider" 20km vorher auf einem Bergplateau abbrechen. Hinter uns der Vulkan, vor uns der Blick über das Paramo ins Tal, über uns die Milchstraße. Besser kann man nicht stranden... Barichara...... ist, wenn nicht gerade ein langes Wochenende ansteht und die Kolumbianer der nahen Umgebung scharenweise hier einfallen, eine wirklich schöne Stadt. Gut erhalten und v.a. gepflegt im Kolonialstil, steile Straßen mit grobem Pflaster, weiß getünchte Häuser mit bunten Türen und Fenstern aus Holz. Hier kann man einiges an Zeit totschlagen, auch auf dem Friedhof. Nach ausgiebigem Bummel und gutem Kaffee sind wir los, um noch etwas Strecke zu machen. Daraus ist nicht wirklich was geworden, das Zeitmanagement für die Überlandfahrten habe ich noch nicht raus. Schließlich sind wir nach kurzer Fahrt in der einbrechenden Dunkelheit in Guadeloupe gelandet und haben im Regen bein Don Luis unser Lager aufgeschlagen. Im Ort wegen des langen Wochenendes wieder volles Programm. Wieder mal einschlafen im Rhythmus dröhnender Bässe. Heute morgen wollten wir eigentlich zeitig nach Tunja starten, haben uns aber mit einem Mexikaner, der mit seinen beiden Hunden auf einem Motorad Richtung Argentinien unterwegs ist (perrodadores.com). Auf die Frage hin, wieviel Zeit er hätte, kam die trockene Antwort: "My whole life!". Als digitaler Nomade kann man das schon guthaben... Natürlich sind wir mal wieder nicht so voran gekommen wie geplant. Zum Glück waren kaum LKWs unterwegs und man konnte die Fahrt durch die Landschaft einigermaßen genießen. Mit der Aussicht auf eine Abkühlung haben wir auf einem kleinen Umweg die Pozos Azules in der Nähe von Villa de Leyva angesteuert. Nachdem wir den Eintritt von 10000 COP/Person bezahlt, die Badesachen gepackt und uns durch die Massen an Menschen zu den Pozos gequält hatten, mussten wir enttäuscht feststellen, dass das Baden in allen der türkisblauen Pools verboten ist. Die Kolumbianer kommen hier anscheinend nur her um Selfies zu machen. Wouter hat sich dennoch heimlich in die Fluten gestürzt und ich habe mich im Schatten wartend über meine deutsche Gesetzeshörigkeit geärgert... Die Nacht verbringen wir im voll ausgebuchten Hostal Renocer in Villa de Leyva mit einem Highlight der Reise: einer heißen Dusche! Aus der Stadt tönt wieder tiefer Bass und das Geschrei der feiernden Menschen. Gute Nacht! Endlich...es regnet. Und die Zeit nutze ich mal, um die letzten Tage zusammenzufassen. Am 14.8. sind wir vom heißen Palmenstrand in Richtung Barichara, einer angeblich schönen sehr gut erhaltenen Kolonialstadt in den Bergen, aufgebrochen, satte 700km weiter südlich. Was in Europa locker an einem Tag mach bar wäre, hat sich über drei, mehr oder weniger, volle Fahrtage hingezogen. Die entspanntesten Abschnitte waren die kurzen 4-spurigen Abschnitte, auf denen man entspannt die Kolonnen von LKWs überholen konnte. In den Bergen allerdings Fehlanzeige. Schmale Straßen winden sich die Berge hinauf- und hinab und die LKWs verstopfen jeden freien Meter. Teilweise geht es im 1. Gang hinter ihnen her und das für Stunden. Klar könnte man überholen. Aber mit 3,5 Tonnen und 136 PS aus einem Saugdiesel ist das schon ein schwieriges Unterfangen. Bergauf kommt man selbst nicht vom Fleck und bergab geben die LKWs Vollgas. Also stundenlange Kolonnenfahrt in dunklen Grobstaubwolken hinter extrem lauten Umweltvernichtungsmaschinen. Anstatt in Deutschland rumzuheulen, wie schlecht unsere Luft sei, sollte man sich mal auf die Schulter klopfen bezüglich dessen, was dahingehend schon alles erreicht wurde. Gerade in Städten ist es hier kaum auszuhalten: Tausende 2-Takt-Mopeds, hunderte LKWs und PKWs schleudern Abgase raus, wie bei uns in den 70ern oder 80ern. Das brennt in der Lunge, macht Kopfschmerzen und schlechte Laune. 41 Jahre Nichtraucher und das Tragen von Atemschutz bei entsprechenden Arbeiten für die Katz... Leid tun mir v.a. die Menschen, die direkt an den Straßen leben und arbeiten. Ist die Straße für sie doch die einzige Lebensader für das kleine Restaurant oder den Laden/ Verkaufsstand. Ein Leben lang 24h Abgase und höllischer Lärm der LKW-Massen, die sich durch die Berge quälen... Es geht uns gut in der Heimat!!! Genug dazu. Weit weg vom Lärm, zumindest zwischen 18 Uhr und 5:30 Uhr, haben wir eine ruhige Nacht in der Nähe von Los Santos verbracht. Eine sehr schöne, kleine, ruhige und saubere Stadt. Die Menschen hier sehen, im Vergleich zur Küste, ganz anders aus, bergiger eben. Zudem sind sie ruhiger, weniger laut und aufdringlich, trotzdem sehr höflich und hilfsbereit. Sehr angenehm. Leider ist die Verbindungsstraße zwischen Los Santos und Jordan nicht mehr befahrbar und wir mussten 60km zurück auf den Abgashighway. Nach 6 Stunden (für 140km) sind wir dann aber endlich in Barichara angekommen. Sieht auf den ersten Blick wirklich schön aus. Für einen zweiten Blick hatten wir aber keine Lust mehr und haben uns lieber einen Stellplatz in der Nähe von Guane gesucht. Ein stiller abgeschiedener Platz in einem ungenutzten Ministeinbruch. Heute geht es für den zweiten Blick zurück nach Barichara. Es hat aufgehört zu regnen: Frühstück! Und wieder...... eine Lektion gelernt. Aber dazu später. Am 11.8. sind wir von Minca aus in Richtung Riohacha bzw. Cabo de la Vela aufgebrochen, also Richtung Wüste. Der Weg nach Riohacha war sehr angenehm, trotz der Hitze. Lange Aleen mit etwas Schatten, immer wieder der Blick aufs Meer und die Sierra Nevada. Aber auch riesige Bananenplantagen entlang der Küste. Je näher man Riohacha kommt, desto spärlicher wird die Vegetation und die sowieso schon unerträglichen Temperaturen steigen weiter. In Riohacha haben wir getankt, Vorräte aufgefüllt, bei einer Kiteschule eingezäunten Unterschlupf gefunden und in einem Fischrestaurant 600g frischen Rotbarsch verschlungen. Am nächsten Morgen dann zeitiger Aufbruch in die Wüste, über Manaure nach Cabo de la Vela. Die Straße abwechselnd frisch asphaltiert und unerträglich, z.T. brachliegende Baustelle. Diese Baustelle haben die Indigenen der Wayuu genutzt um "Straßensperren" (über die Straße gespannte Schnüre, Drähte oder Motoradketten) zu errichten und vorbeikommenden Fahrzeugen einen Wegezoll zu erpressen. Ich hatte schon davon gelesen, aber nicht von Sperren auf diesem Teilstück. Der Tipp der Locals lautet: drauf zu halten und sie lassen die Sperren fallen. Tja... An der ersten Sperre, der zweier Erwachsener, haben wir zumindest einem der beiden etwas gezahlt und durften passieren. Und dann kamen alle 20 bis 30 Meter weitere Sperren von Kindern. Wir also angehalten, um mit ihnen zu verhandeln. Von hinten kamen weitere Autos und fingen wild an zu hupen, einer überholte irgendwo mitten durch die Büsche. Also dem Vorbild und den Tipps der Locals folgend aufs Gas und durch die erste Sperre und fünf bis sechs weitere Sperren. Leider ließen nicht alle Kinder ihre Sperren fallen, sondern rissen sie bewusst hoch, so dass, in einem Fall leider eine Motoradkette, voll gegen die Motorhaube schlug und über dieselbe gerissen wurde. Alles ging wahnsinnig schnell und war irgendwie surreal. Schließlich waren wir aus dem Gebiet raus, begutachteten die Schäden am Auto und begannen eine hitzige Diskussion darüber, ob man den Bälgern, die in absoluter Armut mitten in der Wüste, das verlangte Geld geben sollte oder nicht... Soll sich jeder seinen Teil dazu denken. Am Ende wären wir vielleicht 5€ ärmer gewesen, die Motorhaube und Kotflügel wären noch in Ordnung und die Kinder wären in ihrem fragwürdigen Verhalten bestärkt worden...
Nach dieser anfänglichen Ernüchterung, dem Abschwellen meines Adrenalinspiegels und dem Abklingen meiner Wut auf die Kinder und auf mich selbst, erreichten wir schließlich Capo de la Vela. Sonne im Zenit, 40 Grad trockene Hitze und Wind bis 6bft, kein Schatten in Sicht das Wasser im Tank hat erfrischende 35Grad und der Kühlschrank läuft am Limit. Nicht mein Ort der Wahl, aber sehr interessant und schön. Nachdem wir einige Zeit am windgeschützten Strand (Ojo del Agua, hier mit Dreharbeiten zu einem Film über die Indigenen) verbrachten ging es weiter zum Cerro Pilon de Azucar, einem Aussichtspunkt mit weitem Blick über die Wüste, die Küste und das Meer. Hier haben wir dann die Zeit bis zum Sonnenuntergang totgeschlagen und wurden dann von einem Aufseher des, sowieso viel zu windigen, Parkplatzes verwiesen. Also kein Wildcamping, sondern Stellplatzsuche im Ort. Alles schnell erledigt, gut gegessen und zeitig ins viel zu heiße Bett. Heute sind wir um 7 Uhr ("you Germans with your fucking punktuality") wieder Richtung Santa Marta aufgebrochen. Die Rückfahrt durch die Wüste und Salzpfannen war bei der noch tiefstehenden Sonne viel schöner als auf der Hinfahrt. Trotzdem bereits sengende Hitze. Übrigens hat es in der Gegend seit 3 Jahren nicht mehr geregnet. Wasser müssen die Einwohner teuer einkaufen und in großen Tanks bevorraten. Wie auch auf der Hinfahrt lassen sich in der Nähe jeder Ansiedlung Unmengen von Plastiktüten bewundern. Ein Anblick, bei dem einem die Tränen in die Augen schießen und man gleichzeitig im Strahl kotzen möchte, weil man weiß, dass in den hiesigen Supermärkten alles in separate Plastiktüten gepackt wird. Der Müll der Ersten hängt in den kargen Sträuchern, Kakteen, Bäumen und Zäunen der Dritten Welt... Zurück auf der Hauptstraße ging es 83km schnurgerade auf Schotterpiste, baufälliger Straße und löchrigem Asphalt Richtung Süden. Schließlich wieder in Riohacha haben wir uns die tägliche Dosis Fett, Proteine, kurzkettige Zucker und Koffein gegönnt, Gott sei Dank, mit Klimanalage! Der Laubfrosch hat dann noch eine gründliche Waschung bekommen und wir sind grünglänzend zwei Stunden später irgendwo am Strand mit Camping unter Palmen und ohne Klo gelandet. Jetzt streift mir der Duft von vor sich hin kokelnden Blättern durch die Nase, ab und zu parkt ein Mototaxi neben mir oder eine unbekannte Frucht knallt aufs Dach und ich liege, mal wieder, in meinem eigenen Schweiß... Morgen gehts in die Berge! Natürlich......kein Sport... Warum kann ich mich allein nicht dazu motivieren?? Liegt wohl daran, dass es zusammen mit den richtigen Leuten einfach viel mehr Spaß macht... Wouter hat mich davon überzeugt, zum Punta Gallinas durch die Wüste zu fahren. Doch vorher wollten wir noch zum Cerro Kennedy, einem ca. 2800m hohen Berg, mit angeblich bester Aussicht auf die hohen Berge der Sierra Nevada de Santa Marta, und einem großen Vogelschutzgebiet. Gesagt getan. Laut Angaben der Locals nur eine kurze Fahrt (ca. 20km) von einer Stunde. Am Arsch! Die Hinfahrt, mit Notstopp wegen Dunkelheit, hat ca. 4h gedauert. Grund dafür war die Sperrung der Hauptroute zum Abzweig zum Cerro. Also mussten wir eine Devisio (Umleitung) in Kauf nehmen, die dreimal so lang war, sowohl von der Strecke als auch zeitlich. Dazu das beschissenste, was ich je als Straße gefahren bin. Etliche Kilometer im 1. und 2. Gang in der Untersetzung! Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Naja, schließlich haben wir die Fahrt am nächsten Morgen in San Lorenzo, einer Stacion de Experimental im Vogelschutzgebiet, abgebrochen. Der Wächter/Gärtner war so freundlich uns auf dem Gelände parken zu lassen. Weiter zur Spitze sind wir dann zu Fuß. Leider nur Nebel bzw. tiefhängende Wolken und schließlich Militär auf dem Gipfel. Die sind laut Aussage eines Soldaten immer hier stationiert und überwachen die tausend Funkantennen, die dem Gipfel seine Schönheit rauben. Auf dem Rückweg sind die Wolken dann doch noch verschwunden und wir wurden mit einem fantastisch kitschigen Sonnenuntergang belohnt. Heute sind wir dann gegen 10Uhr wieder in Richtung Minca aufgebrochen. Ich wollte zeitig los, um eine steile schlammige Passage noch vor dem mittäglichem Regen zu bewältigen. Dort sind wir nämlich schon auf der Hintour gerade so hochgekommen: Vollgas im 1. Gang und alle Räder drehen, kaum Traktion und seitliches Gefälle. Das Stück abwärts bei Regen wäre unmöglich... Ein britischer Ornithologe sagte uns, dass er schon eine Weile in Lateinamerika unterwegs sei und das dies die schlechteste Straße sei, die ihm bisher untergekommen ist. Am Ende Glück gehabt, bei der Finca La Victoria das letzte Geld für 6 Tassen allerbesten Kaffee und zwei Sandwiches verbrannt. Völlig übercoffeiniert und pleite nach Minca, Geld geholt und zur Happy Hour ins 'Lazy Cat', Burger verschlingen. Was für eine Wohltat! Übrigens ist in Minca am Wochenende die Hölle los, juvenile Touristifikation pur. Jetzt sind wir wieder in der Casa Recuerdo. Im Nachhinein betrachtet hat sich die, Mensch und Maschine verschleißende, Fahrt zum Cerro Kennedy nicht gelohnt: Die Straße der Horror, Auto völlig eingesaut, Sicht war schlecht, am Gipfel alles verbaut und Miltär, und Vögel haben wir auch kaum gesehen. Lesson learned... Casa El Recuerdo... ist ein schöner Platz zum Entspannen, abseits des touristischen Trubels in Minca. Zur Zeit sind wir hier zu viert, Wouter aus Belgien, die beiden Gastgeber Geraldine und Olli und ich. Hier ist es wesentlich (zumindest nachts) kühler als an der Küste. Gestern brauchte ich tatsächlich einen Schlafsack... Am Montag bin ich einen, für meine aktuelle Fitness, viel zu langen Rundweg gelaufen. Von El Recuerdo zu den Cascades de Marinka zur Casa El Elemento (ein hipper Platz für die jüngeren Reisenden, mit gutem Essen und noch besseren Aussichten bis hinunter nach Santa Marta und den Ozean), über Los Pinos zurück zur Casa El Recuerdo (ca. 6h). Alles sehr schön, wenn da nicht der Regen gewesen wäre. Relativ plötzlich nach leichtem Donner hat jemand im Himmel die Schleusen geöffnet und es hat drei Stunden sturzbachartig gegossen, dazu immer wieder Blitze und Donner. Auch das ist ja mal ganz schön, Regen und Gewitter im Dschungel, aber drei Stunden sind zu viel, v.a. wenn man bis auf die Haut durchgeweicht ist und bei jedem Schritt das Wasser aus den Schuhen quillt... Gestern dann das gleiche Spiel. Am Morgen zu lange gequatscht und auf dem Weg zu den Wasserfällen Pozo Azul wieder eimerweise Wasser von oben. Zumindest hatte ich dadurch die Pools fast für mich allein. Wieder klitschnass ging es zurück zum Auto. Da meine Schuhe noch völlig nass sind und ich dem Wetter nicht mehr traue ist heute Chilltag. Etwas die Gegend erkunden, ein paar Fotos machen, quatschen, evtl. etwas Sport (immerhin ist Mittwoch). Es donnert schon wieder... Regeln sind da, ...... um gebrochen zu werden. Damit ihr mir besser folgen könnt, folgendes Bild: Frösche rufen, Zikaden machen Lärm, unbekannte Vögel rufen in den Bäumen (könnten aber auch Affen sein), überall Glühwürmchen, Jimi Hendrix und 22 Grad. Ein Traum. Der Weg hierher war aber alles andere als traumhaft. 36 Grad im Auto, Schweiß tropft von den Ellenbogen, viel Verkehr und Gestank, leider zum Teil viel Elend. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gewaltig. In Barranquilla super gepflegte Wohnanlagen und riesige Shopping Center. Außerhalb leben die Menschen in Bretterbuden direkt an der Straße und versuchen sich mit dem Verkauf von Früchten oder Fisch über Wasser zu halten. Und dazu der Müll, Dreck, Abgase, Staub und Hitze. Erschreckend und gleichzeitig beeindruckend... Gestern und heute hatte ich einen Tourguide für einen kurzen Stopp in Barranquilla. Der Onkel eines ehemaligen Schülers war so freundlich mir bei einigen Besorgungen zu helfen und mich durch die Stadt zu führen. Jorge ist ein genialer Typ mit einem super Humor. Bevor ich Richtung Minca los bin waren wir noch einem typischen kolumbianischen Restaurant: Hinterhof, Familienbetrieb, der Chef begrüßt mit Handschlag, Ventilatoren an der Decke und offene Küche. Genial und sehr lecker (Kokosreis mit in Kokosmilch gekochtem Fisch). Obwohl wir nur ein paar Stunden gemeinsam verbracht haben, ist mir der Abschied am Ende wirklich schwer gefallen. Jorge if you read this: ¡Muchas gracias por tu ayuda, amigo! Die Fahrt nach Minca hat sich ewig gezogen. Für die 120 km hab ich 3 Stunden gebraucht und musste schon am zweiten Tag die erste Regel der Reise brechen: Fahre niemals nachts! War aber auch nur eine schöne Offroadstrecke von Minca zur Casa El Recuerdo... ;) Fest steht auf jeden Fall, dass ich für offroad Nachtfahrten noch mehr Licht benötige. Wie es hier bei Tageslicht aussieht, wird sich zeigen. Auf jeden Fall sicher besser als das fancy Hotel El Prado in Barranquilla gestern. Außerdem könnte ich für den Preis des Hotels 16 Tage hier verbringen, inklusive Frühstück und der eingangs beschriebenen Geräuschkulisse. |
Archiv
April 2024
|