Dieser Eintrag ist für alle arbeitenden Familienväter......wenig Text, viele Bilder (Grüße gehen raus an Stephan!). Camp Nahe Haines Junction (Kanada): Endlich Nordlichter. Nur eine knappe Stunde, aber Nordlichter. Fahrt nach Haines (Alaska): Landschaftlich schön, wenn man zwischen den Regenwolken mal was von der Umgebung erahnen kann. Haines ruhig und verschlafen. Eingeschweißtes Sonnenblumkernbrot im Supermarkt und BabyRuth-Schokoriegel (Die Goonies lassen grüßen.). Fährticket nach Skagway gekauft und direkt Stellplatz angefahren (scheixx Wind, scheixx Regen). Am Abend sind noch Mario (plus Familie) und Manfred dazu gekommen. Nächster Morgen in Haines: SONNENSCHEIN. Zeit bis zur Abfahrt der Fähre verdaddelt und in der Sonne gesessen und ein paar Fotos gemacht. Auf der Fähre Ruth und James getroffen, die mit einem riesigen EarthRoamer unterwegs sind. Nett unterhalten. Skagway: Im kleinen Hafen lagen vier (4) Kreuzfahrtschiffe. Die Stadt dementsprechend voll und ausladend. Sprung über den eigenen Schatten und ab ins Getümmel. Fahrt über den Pass bei bestem Ausblick, schneebedeckte Berge, spiegelblanke Seenlandschaft. Super Stellplatz direkt am See. Carcross: Nächster Tag, neuer Regen. In den Sanddünen von Carcross Gordo ausgeführt. Whitehorse: In der Alpine Bakery endlich Brot, also richtiges Brot, so eins wo man kauen muss und das schwer ist und Roggen im Teig hat und einfach schmeckt. 50 € ärmer, drei Brote und ein Stück Pflaumenstreußel reicher. Danach Lebensmittel shoppen (und einen USB-Haartrimmer, der stumpf ist, jetzt ist der lange Lodderbart zwar ab, ich sehe aber aus wie ein gerupftes Huhn... was mir mehr schmeichelt obliegt dem Geschmack der Lesenden) und noch etwas von der Ortschaft angeschaut (gaaaanz oberflächlich). Dann Flucht vor dem Regen und dem Wind. Nächster Tag: Lange verregnete Fahrt nach Watson Lake.
Stewart/Hyder: Von dort weiter Richtung Stewart zum Salmin Glacier, der mir mehrfach empfohlen wurde. Unterwegs Mario, Wenke und Klaas wiedergetroffen (juhu!) und gemeinsam zum Salmon Gletscher gefahren. Schöne Strecke (bis auf den ganzen Modder an der Goldmine), beeindruckender Blick von oben auf den Gletscher. Dort Abschied, ich habe vor Ort übernachtet. Gletscher markiert für mich das Ende des Alaska/Kanada-Abschnittes der Reise und den Beginn der langen Fahrt nach Mexico. Ich freue mich auf wärmeres und v.a. trockeneres Wetter! Bescheiden geschlafen, weil irgendein Vieh die ganze Nacht am und auf dem Auto Radau gemacht hat. Nächster Morgen wieder Regen! Rückfahrt nach Stewart und von dort weiter Eichtung Prince Rupert, wo am 28.09. die Fähre nach Vancouver Island startet. Ende Gelände?!?Von Valdez ging es auf die lange Fahrt Richtung ALCAN und kanadischer Grenze. Auf der Fahrt wurde sehr klar, dass der Sommer vorbei ist und der Winter bereits in den Schuhen steht. Mit jedem Tag wird der Anteil der gelb gefärbten Bäume größer und die Schneefallgrenze kletter nach unten.
In Tok, dem letzten Stopp mit Tankstelle vor der Grenze, hatte ich nochmal vollgetankt (Geiz ist geil!) und bin auf einen Campground nahe der Grenze gefahren. Nach dem Abendbrot war Videoabend angesagt: Solo Series mit A.S.P. White. Das sollte mein großes Glück sein! Andrew wies im Video darauf hin, dass er täglich am Ende der Fahrt das Fahrzeug auf evtl. Schäden oder Undichtigkeiten prüfe. Mein Gedanke daraufhin: Jupp, das solltest du morgen früh auch mal wieder machen. Gedacht, getan. Dabei fiel mir auf, dass der Sprit im Schauglas des Dieselfilters verdächtig klar aussah. Klar, dachte ich, könnte Wasser sein, die Spritqualität soll hier ja nicht so berauschend sein. Also schnell das Schauglas geleert und mal dran gerochen: definitiv kein Wasser, sondern Benzin. In dem Moment ist mir der Arxxx auf Grundeis gegangen. Anscheinend hatte ich in Tok knapp 60 Liter falschen Sprit getankt, bin damit aber noch 100 km gefahren. Normalerweise sollte man den Motor gar nicht erst starten, sofern man es bemerkt. Was nun? Zurück nach Tok (100 km) oder über die Grenze nach Beaver Creek (70 km)? Beaver Creek sollte es sein, da es weniger weit entfernt und in der richtigen Richtung lag. Die Fahrt bis Beaver Creek lief problemlos, dem Motor war nicht anzumerken, dass Sprit nicht der richtige ist. Für die technisch weniger versierten Leserinnen und Leser hier mal eine kurze Erklärung, warum das das nicht so gut ist. Im Diesel sind Zusatzstoffe, die die Einspritzpumpe schmieren. Benzin wirkt entfettend und zerstört diesen Schmierfilm, was dazu führen kann, dass die Pumpe festfrisst. Zusätzlich können sich durch Abrieb feinste Späne lösen und die Einspritzdüsen verstopfen. Was folgt ist eine aufwendige und teure Reparatur, mit Teilen, die aus Europa eingeflogen werden müssten. Also insgesamt keine guten Aussichten, erst Recht nicht in dem Moment, als der Motor dann, zum Glück in Beaver Creek, den Dienst quittierte. Fertig mit den Nerven und der Erkenntnis, dass Beaver Creek lediglich aus einem Motel mit Tanke besteht, hatte ich einen Abschlepper aus dem 500 km entfernten Whitehorse bestellt, ich hatte also 9 Stunden Zeit um darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Zufällig stand in Beaver Creek noch ein Mercedes mit deutschem Kennzeichen, den ich unterwegs bereits mehrfach gesehen hatte. Mit dem egoistischen Gedanken "geteiltes Leid ist halbes Leid" hatte ich "Hallo" gesagt und ein paar Stunden später lief Gordo wieder und der Abschlepper war abbestellt. Um das hier kurz zu machen und die technischen Details zu ersparen, nur in allerkürzester Kürze: Wir (Mario, Manfred und ich) haben zuerst die Dieselfilter, Leitungen und Einspritzpumpe mit Diesel gespühlt und neu befüllt. Danach haben wir erfolgreich den Motor starten können. Nachdem klar war, dass der Motor läuft, haben wir den Tank leer gepumpt (Benzin mit Schlauch ansaugen muss ich so bald nicht nochmal haben), Gordo zur Zapfsäule geschleppt und neu betankt. Ergebnis: Motor läuft! Reise kann weitergehen. In meinem Kopf hattebich schon einen Tausch der Einspritzpumpe oder sogar einen Motorschaden durchgespielt. Nervlich war ich da echt am Boden, da dass das Ende der Reise und hohe Reparatur- und Verschiffungskosten nach sich gezogen hätte. Daher an dieser Stelle ganz ganz lieben Dank an Mario und Manfred für die Ermutigung, die Arbeiten eigenständig zu probieren und die Hilfe dabei. Danke auch an Wenke für die Versorgung mit Zucker für die Nerven und den heißen Tee. Am Ende des Tages sind wir alle zusammen weiter nach Süden gefahren, haben uns einen gemeinsamen Stellplatz gesucht und abends gemeinsam am Feuer gesessen. Was ein Tag... Weiter geht's...Der letzte Eintrag endete am Exit Glacier. Der Morgen nach der Wanderung war wieder typisch nass und kalt, zusätzlich schrie der ganze Körper bei jeder kleinen Bewegung um Gnade. Das Altern und 1000 Höhenmeter aus dem Kalten vertragen sich nicht so gut. Aufgrund des Wetters war schnell klar, es wird ein Fahrtag. Erster Stopp ist der Turnagain River. Hier tritt fünf Tage um den Vollmond herum folgendes Phänomen auf: die einlaufende Flut ist so stark, dass die Fließrichtung des Flusses umgekehrt wird und eine, bei Surfern beliebte, stehende Welle entsteht. Boretide nennt man das Ganze. Gesehen habe ich es leider nicht, Ebbe. Zweiter Stopp Anchorage. Dort habe ich erstmal wieder alles Notwendige an Lebensmitteln aufgestockt und bin anschließend noch ins Zentrum zu Stewarts, einem Fotoladen, gefahren. Erstanden habe ich eine Schultergurthalterung für meine Kamera. Den Capture Clip von PeakDesign hätte ich schon viel eher kaufen sollen. Die Kamera liegt jetzt nicht mehr, nervig zugänglich, im Rucksack, sondern hängt griffbereit am Schultergurt und man hat die Hände frei. Genial! Vom Konsum glücklich bin ich ein paar Kilometer nach Norden an den Knik River gefahren, um dort zu nächtigen. Rückblickend habe ich von Anchorage nicht mehr gesehen als den Walmart und den Fotoladen, kein Museum und auch nicht das Heritage Center. Kulturbanause... Aufgrund zahlreicher Empfehlungen hatte ich mich durchgerungen noch einen 200 km Abstecher nach Valdez zu machen. Valdez bietet mit der Salmon Hatchery ein echtes Erlebnis. Dort werden jedes Jahr tausende Lachse 'gemolken' und ein bis zwei Jahre aufgezogen. Jedes Jahr kehren die adulten Tiere zum Laichen dorthin zurück. Zwischen Juni und September hat man so die Möglichkeit, Unmengen sterbende Lachse, einen mit Lachsleichen überzogenen Strand und den leckeren Verwesungsgeruch zu erleben. Dazu kommt, dass die Lachse Bären, Seelöwen, Seeotter, Seeadler und natürlich Touristen anlocken. Kommt man zur Zeit der Flut, dann lassen sich zig Seelöwen aus nächster Nähe beobachten, Bären ebenso. Ich habe dort locker zwei Stunden mit Fernglas und Kamera verbracht, der Umweg hat sich wirklich gelohnt. Jetzt aber endlich in den Süden, die Kälte und der Dauerregen schlagen auf mein Gemüht. Aber dabei soll es nicht bleiben, es geht immer schlimmer... (Was ein Cliffhanger...) Nachtrag: Mir ist aufgefallen, ich hätte noch ein wenig mehr auf die Lachse eingehen können und das soll jetzt geschehen.
Was für mich sehr spannend zu beobachten war, war die unerschöpfliche Energie mit der sich die Lachse stromaufwärts kämpfen. Egal ob Bären oder Seelöwen oder Wasserfälle. Bekannt sollte sein, dass die Lachse nach dem Laichen an Ort und Stelle sterben und ihre Überreste die Basis für zahlreiche Nahrungsketten bzw. -netze bilden. Die Lachse verausgaben sich dabei bis zur völligen Erschöpfung und schließlich dem Tod. Viele Lachse halten sich in Bereichen mit wenig Strömung oder stehendem Wasser auf und schwimmen immer wieder in die Strömung, um weiter stromaufwärts zu gelangen. Da die Kraft fehlt, werden sie dabei mit der Strömung mitgerissen, treiben wieder an ihren Startpunkt und versuchen es erneut. Es tut schon fast weh, das zu beobachten. Um mehr Energie zu Verfügung zu haben, stellt der Körper viele Stoffwechselprozesse ein, es werden z.B. die Schuppen zurückgebildet bzw. aufgelöst. Dadurch fehlt die schützende Schleimschicht und die Lachse werden bei lebendigem Leibe von Pilzen und Bakterien zersetzt. Passend werden sie in diesem Stadium Zombiefish genannt. Immer wieder spannend, was sich in der Evolution für Strategien herausbilden. Ausgesetzt...Neuer Tag neues Glück! Raus aus dem Bett, ab unter eine heiße Dusche und wieder ab zum Homer Spit. Am Tag zuvor hatte ich beschlossen, auf den Tipp von Ben hin, eine Wanderung zum Grewingk Glacier zu machen. Dieser befindet sich auf der anderen Seite der Bucht im Kachemak Bay State Park. Zugang zum Park gibt es nur per Boot oder Flugzeug. Gegen Mittag legte das Wassertaxi zum Startpunkt der Wanderung ab, mit an Board waren noch vier Leute aus Anchorage, die mit ein paar Freunden ein kleine Hütte in einer kleinen Bucht gemietet hatten. Mit 500PS ging es in 40 Minuten über die Kachemak Bay. Unterwegs waren einige Seeotter zu beobachten. Witzig war eine Gruppe aus fünf Tieren, die gechillt auf dem Rücken liegend, Vorderbeine auf der Brust verschränkt, synchron mit ihren Köpfen dem Boot vorbeifahrenden Boot folgten.
Am Absetzpunkt angekommen bin ich kurzerhand vom Boot auf den Strand gesprungen, hab gerade so noch Tschüss sagen können und dann waren die anderen auch schon wieder weg. Ich stand also völlig allein am Strand, ausgesetzt... Ok, Bärenglocke: check, Bärenspray: check. Ab vom Strand in den Wald. Mit zahlreichen lauten (philosophischen) Selbstgesprächen, super Bärenschreck, bin ich langsam Richtung Gletscher aufgebrochen. Gute zwei Stunden später kam ich an, die Sonne ließ sich langsam blicken und ich konnte ein paar Fotos machen. Zurück ging es über eine andere Route in eine kleine Bucht, wo mich das Wassertaxi wieder abholen würde. Am Strand warteten bereits ein paar Leute, u.a. zwei Jungs aus Anchorage, die einen Schwarzbären geschossen, aufgebrochen und die gut 60 kg (Haut, Kopf, Fleisch) unter sich aufgeteilt hatten, beide komplett erschöpft, dreckig und z.T. mit Blut beschmiert, aber glücklich. Es war ihr erster Bär. Schon irgendwie komisch, jung, bewaffnet und überglücklich. Zurück in Homer Spit, wo die beiden mit den schweren Rucksäcken fast von Board gefallen sind, hab ich mir noch einen guten Kaffee und eine Pizza (Fat Olive, sehr zu empfehlen) gegönnt und bin anschließend schon ein paar Kilometer Richtung Anchorage gefahren. Die Nacht habe ich, Erschöpfung sei Dank, natürlich hervorragend geschlafen. Beste Voraussetzungen für eine lange Fahrstrecke Richtung Exit Glacier. Unterwegs habe ich zwei Paare mit Landcruisern getroffen und, wie üblich, wieder viel geschnackt. Der abendliche Stellplatz im Flussbett hat für die lange Fahrt entschädigt. Ich habe noch am Abend meine Sachen für die Wanderung zum Exit Glacier vorbereitet. Diese Wanderung wurde mir von Johanna und Uwe sehr ans Herz gelegt und der Wetterbericht versprach Sonnenschein für den kommenden Tag. Am nächsten Morgen ging es früh raus und kurz nach 9 Uhr war ich auf der Wanderung. Die Strecke zum Aussichtspunkt ist nicht besonders lang, geht aber über 1000 Höhenmeter. Also immer schön langsam und stetig, bei schönstem Sonnenschein! Am Endpunkt ergeben sich fantastische Blicke auf den Gletscher hinab und weit über das Harding Icefield. Unterwegs hatte ich Kwan aus Korea getroffen, der noch bis Ende des Jahres an der Uni von Santa Cruz als Ökologe Modelle für die Lachswanderungen erarbeitet. Wir haben viel über Biologie, Klima, Bildung, Reisen und Fotografie gequatscht. Das waren wirklich spannende Gespräche und man lernt dabei immer viel über andere Kulturen. Das ganze Gequatsche und die vielen Fotostopps haben den Abstieg fast unbemerkt verstreichen lassen. Nachdem wir noch kurz Kontakte ausgetauscht hatten, bin ich wieder zum Stellplatz im Flussbett gefahren und habe bereits unterwegs das Duschwasser vorgeheizt und später mit Ausblick heiß! geduscht (an dieser Stelle wieder Dank an Vadder, der den Wasserblock in Gordo zu verantworten hat). Sauber und mit vollem Magen gab es zum Abschluss des Tages noch eine Folge Netflix auf die Augen. Gute Nacht. Aufholen...deshalb jetzt viel Text und wenig Inhalt, also wie immer...
Auf dem Weg nach Anchorage kann man kurz vor Wasilla nach Osten die Willow Creek Road fahren, anstatt auf dem Highway zu bleiben. Die Schotterstraße windet sich entlang des Flusses und bietet immer wieder schöne Stellplätze, um schließlich steil bergauf über den Hatcher Pass in das nächste Tal zu führen. Dort findet sich bergauf am Talende eine Art Outdoormuseum, die Überreste der Independence Mine. Hier wurde bis in die 60er Gold geschürft. Einige Gebäude werden instand gehalten, der Großteil aber ihrem Schicksal überlassen. So ergibt sich eine interessante Stimmung, wenn man über beschilderte Pfade das Gebiet erkundet. Das habe ich natürlich auch gemacht, denn es regnete mal nicht. Diesen Umstand habe ich genutzt, um nach dem Besuch der Mine vom Hatchers Pass hoch auf die Hatch Peak zu wandern. Von dort hat man einen schönen Blick in beide Täler und auf die weit entfernten, bereits mit Schnee bedeckten Bergketten. Nach einer weiteren Nacht am Willow Creek River bin ich wieder zurück über den Hatcher Pass ins Fishhook Valley. Auf dem Weg traf ich Ben und Freunde, die gerade dabei waren ihre Reifen wieder aufzupumpen. Die Gruppe war gerade zurück von einer Offroadtour. Mit großer Alaskakarte auf der Motorhaube und Notizblock, wurde ich mit zahlreichen Tipps versorgt, u.a. auch eine Werkstatt eines Neuseeländers, der sich über den Anblick eines Landcruiser freuen würde. Da zwei Tage zuvor der Silentblock der Auspuffhalterung gerissen war, kam das gerade recht. Also erster Stopp in Anchorage bei TotalTruck (Hier ein kleiner Spoiler aus der Zukunft: Mehr als die Werkstatt, Walmart und einem Fotogeschäft habe ich in Anchorage nicht gesehen... Nichtmal das Heritage Center oder das Museum. Schande über mich!). Dort wurde ich bereits erwartet, denn Ben hatte mich schon angekündigt. Kurzfristig wurde Gordo für einen Ölwechsel und ein Provisorium zwischengeschoben. In der Wartezeit habe ich meine Einkäufe erledigt, in einem alten Diner aus den 60ern gegessen und viel mit den Mädels und Jungs von TotalTruck gequatscht. Nachdem alles erledigt war, bin ich nach Süden Richtung Homer auf der Kenai Peninsula gefahren. Viel war leider nicht zu sehen, denn es wurde bereits dunkel und regnete mal wieder in Strömen. Fix und fertig vom langen Tag ging es sofort ab ins Bett. Am nächsten Morgen habe ich den Entschluss gefasst, wie die Einheimischen auf's Wetter zu scheixxen und habe das Packraft fahrbereit gemacht. Auf einer knapp zweistündigen Tour bin ich zum Portage Glacier gepaddelt. Eine schöne Strecke entlang der steil ins Wasser fallenden Felswände. Der belohnende Blick auf den Gletscher ergibt sich erst hinter dem letzten Felsvorsprung. Leider sind aufgrund des Wetters die Farben nicht so schön gewesen, die Tour hat aber viel Spaß gemacht. Schön nass und durchgeforen bin ich ins Auto, habe die Heizung vollnaufgedreht und habe mich eine lange Zeit aufgewärmt und versucht die Sachen zu trocknen. Ordentlich aufgewärmt bin ich bis fast zum Sonnenuntergang bis nach Kasilof an den Strand gefahren. Ja, Strand! Man habe ich das vermisst. Nichts zum Baden, aber Strand. Und dann hört es auch noch auf zu regnen und die Sonne kam raus. Die Welt kann so schön sein! Am nächsten Morgen wieder viel Fahrerei bis Homer. Dort habe ich endlich mal hervorragenden Kaffee bekommen. Den Tagbüber habe ich letztendlich nur die ausgestreckte Landzunge, Homer Spit, erkundet. Maritimes touristisches Flair, zum Glück nicht so überlaufen, da die Saison zu Ende geht und einige Geschäfte/ Lokale schon geschlossen hatten. Dort habe ich durch Zufall Ben und seine Familie getroffen, die hier das Wochenende verbracht haben. Nur zur Info: fast den ganzen Tag nur Sonnenschein! Die Nacht habe ich auf einem RV Park in Homer verbracht, dort endlich mal wieder heiß geduscht, Wäsche gewaschen und mir ein schönes Sockeye Lachsfilet, gekauft und nicht geangelt, in die Pfanne gehauen. Satt und zufrieden ging es schließlich ins nach frischer Wäsche riechende Bett. Denali Highway und Denali NPIm Prinzip lassen sich die drei Tage auf dem Denali Highway mit drei Worten zusammenfassen: nass, kalt und windig. Daher gibt es kaum was zu berichten. Die meiste Zeit habe ich hinterm Steuer verbracht, hier und da mal einen Geocache geloggt und zumindest zwei kleinere Wanderungen eingeschoben. Der von Perry (s.o., kanadischer Grenzer) empfohlene Abstecher zum Roosevelt Lake war im letzten Drittel stark überschwemmt, sodass ich z.T. in statt durch Bäche fahren musste.
Der vierte Tag brachte allerdings die Wende. Schon nachts habe ich bemerkt, wie die Temperaturen gefallen sind und am nächsten Morgen schien endlich die Sonne, zur Krönung waren die Berge, die ich bis dahin wegen der tief hängenden Wolken nicht sehen konnte, mit frischem Schnee weiß gepudert. Also nicht lange zögern: Frühstück und abbauf die Piste zum Denali NP! Stopp Stopp! Nicht ganz so schnell! Erstmal alle 10 Meter zum Fotografieren anhalten und die Drone versenken. Leider habe ich den Akku anscheinend kaputt gelagert. Nach 10 Sekunden Flug über einen Abhang hinaus, hat die Drone wegen kritischer Akkuladung notgelandet... Nach einigem Überlegen und meinem ersten Entschluss, das Teil als Spesen abzuschreiben, bin ich doch den steilen Abhang runter. Nach 10 Minuten auf allen Vieren durch tauenden Schnee und dichtes Gestrüpp, hatte ich die Drone tatsächlich wieder in der Hand. Wer hätte das gedacht... Jetzt aber ab in den Park. Dort war bereits die Hölle los: Wochenende und strahlend blauer Himmel. Nach kurzer Überlegung habe ich eine 6-stündige 'Tundra Wilderness Narrated Bustour" (140 $) gebucht. Um 14 Uhr gings los und gegen 19:30 Uhr war ich mit plattem Hintern wieder am Auto. Die Bustour führt bis zu einem Wendepunkt (wegen Erdrutsch 2021) bei Meile 43 und wieder zurück. Unterwegs bekommt man vom Fahrer alle möglichen Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt des 6 Mio Hektar großen Nationalparks. Sind Tiere zu entdecken wird gehalten, die Fahrer sind mit einer Videokamera ausgestattet, deren Bild auf Monitore im Bus übertragen wird. Eigentlich ganz cool. Gesehen haben wir: mehrere Grizzlys mit Jungen, ein Stachelschwein, mehrere Elche, Caribous und Dall sheep. Diesbezüglich hat sich das also gelohnt, Denali blieb aber leider hinter Wolken versteckt. Ein weiteres Mal würde ich die Tour nicht machen, dafür ist sie zu teuer und man sitzt nur rum (eher was für Kreuzfahrtreisende). Alternativ gibt es ein Busticket für 32$ mit dem man jeden der Shuttlebusse benutzen kann. Man könnte also in den Park einfahren, aussteigen und ein wenig wandern und wieder den Bus nehmen. Auch die halten an, wenn es Tiere zu sehen gibt. Aber gut, dass weiß man eben erst hinterher oder wenn man sich vorher schlau machen würde... Abends fing es wieder an zu regnen. Zeit also, weiter Richtung Anchorage zu fahren. FairbanksIch versuche, wie häufig, diesen Eintrag wirklich mal kurz zu halten. Viel gibt es nämlich nicht zu erzählen von der Fahrt nach und den Aufenthalt in Fairbanks.
Tok, der erste größere Ort seit der Grenze, liegt am Alaskahighway, daher ist hier auch wieder viel mehr los. Beim Tanken habe ich Jakub, Marty und Michelle kennengelernt. Sie sind ursprünglich aus der Slowakai bzw. Tschechien, vor ein paar Jahren nach Kanada ausgewandert und aktuell auf einem Roadtrip durch Alaska. Natürlich gab es wieder viel zu erzählen, da die drei auch mit Landcruisern unterwegs sind. Auf dem Weg nach Fairbanks ist mir aufgefallen, wie hoch die Pegelstände aller Flüsse sind. Angeblich hat es in den letzten Wochen sehr viel geregnet. Es ist schon imposant, wenn man so sieht, was Flüsse unterwegs so alles an Baumstämmen mitnehmen oder z.T. auch Stellplätze am Ufer einfach mal überfluten oder wegspülen. Die Fahrt nach Fairbanks hat sich gezogen, nicht zuletzt dadurch, dass ich die Meilenangaben immer wieder mit Kilometern gleichgesetzt habe. Ich hoffe das gibt sich irgendwann, denn offroad kann man da ordentlich auf die Schnauze fallen, wenn man die Reichweite falsch plant. Den ersten Tag in Fairbanks habe ich eigentlich komplett im Wallmart und Umgebung verbracht. Aufstocken der Lebensmittel und Kauf einer SIM-Karte hatten oberste Priorität. Im Wallmart musste ich die von Kanada abweichende Produktpalette checken und die Suche nach BROT war leider wieder erfolglos. Die Aktion SIM-Karte hat sich als recht kompliziert herausgestellt. Mein Ökosmartphone (Mein allererstes selbst gekauftes Handy!) funtioniert nämlich nicht im amerikanischen Netz. Problem: Im amerikanischen Netz wird sowohl das Telefonieren als auch das Internet über 4G gesendet. In Europa die Telefonie wohl nur über 3G. Sowohl Verizon als auch AT&T haben mir daher keine SIM-Karte verkaufen wollen bzw. können. Also kurzerhand ein gebrandetes Telefon von AT&T gekauft und eine Karte dazu. Jetzt kann ich mit dem AmiPhone einen Hotspot einrichten, um mich dann mit Handy 1 und Tablett im Internet rumzutreiben. Zwei Handys und ein Tablett...ich kotze mich an! Fix und alle habe ich mir erstmals einen Stellplatz innerhalb der Stadt an der Universität gesucht. Abends kamen noch Jakub, Marty und Michelle vorbei. Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht sind wir zusammen zur Uni gegangen, denn dort kann man sich den bekannten Bus aus dem Film "Into the Wild" anschauen, da dieser dort restauriert wird. Der Bus wurde vor ein paar Jahren von seinem ursprünglichen Platz entfernt, da etliche Selfietouristen auf dem Weg zum Bus ums Leben gekommen sind. Sobald der Bus fertig ist, soll er in einem dem Universitätsmuseum gehörigem Waldstück ausgestellt werden. Das eben genannte Museum haben wir kurzerhand auch noch besucht (lohnt sich). Irgendwann gegen Mittag waren wir wieder zurück an den Autos und unsere Wege trennten sich. Ich bin wieder 150 km zurück nach Delta Junction und von dort weiter nach Süden gefahren. Von der Strecke zweigt der Denali Highway ab, der mich weiter nach Westen und in den Denali NP führen soll. Happy birthday...... to me (Achtung zeitlicher Verzug! Bitte nicht mehr gratulieren.)!!! Das Timing war nicht ganz ungeplant. Schon in Deutschland hatte ich mir ausgemalt, meinen Geburtstag in Alaska am Lagerfeuer mit selbst geangeltem Fisch zu verbringen. Von dieser Fantasie ist letztlich nur Alaska geblieben, man kann nicht alles haben...
Bereits am Abend zuvor hatte ich ja schon die Fähre über den Klondike genommen und mir einen schönen Platz mit Ausblick am Top of the World Highway gesucht. Am Morgen ging es, mit frischem Kaffee im Getränkehalter, weiter Richtung Grenze. Die Fahrt war fantastisch, da der TotW Highway, zumindest auf kanadischer Seite, immer hoch entlang der Bergkette verläuft. Somit hat man ständig weite Blicke bis in die entfernten Täler, sowohl nach Norden als auch Süden. Der Grenzposten, der bereits am 5. September schließt, war nur eine kleine Hütte. Der US amerikanische Officer, mit Zahnstocher im Mund und verspiegelter Sonnenbrille, empfing mich überaus freundlich. So kennt man das von amerikanischen Grenzbeamten! (Hinweis: Auf anekdotischer Evidenz fußende Ironie!!!) Beim Einsteigen ins Auto dann plötzlich ein "Hi, how are you. Nice to see you again!" Klar, der kanadische Grenzbeamte! Mit Perry hatte ich am Tag zuvor bei der Autowäsche angestanden und über den Dempster Highway ausgetauscht. Er hatte nich gesagt, dass das sein letzter Urlaubstag sei, im Grenzhaus hätte ich ihn allerdings nicht erwartet. Nach einem kurzen Gespräch und einem abschließenden "Safe travels!" bin ich mit USA Einreisestempel mit Geburtstagsdatum endlich auf alaskanischen Straßen unterwegs. Man merkt sofort einen Unterschied zu Kanada. Es ist ja tatsächlich häufig so, dass man beim Grenzübertritt schon auf den ersten Metern Unterschiede bemerkt. In diesem Fall schlechtere Straßen, weniger Rastplätze (und wenn, dann ungepflegt), vieles wirkt zerfallen und ungepflegt, die Menschen schauen einen eher skeptisch an. Irgendwie schwer zu bechreiben. Vielleicht kam dieser deutliche Unterschied auch daher, dass an allen möglichen Stellen PickUps und ATVs standen und bis zur Unkenntlichkeit getarnte Menschen mit Gewehren auf dem Rücken herumliefen... es ist Jagdsaison. Erster Stopp war Chicken, bzw. schon ein paar Kilometer davor am Straßenrand, wo Ben und Bandit mit ihrem Landcruiser wegen Motorschaden liegengeblieben sind. Ein Landcruiser mit offener Haube neben der Straße ist ja bekanntlich ein sehr seltener Anblick (knock on wood). Ben war auf dem Weg nach Tuk, wo er eine lange Reise bis nach Ushuaia beginnen wollte (Insta und Youtube inklusive). Jetzt sitzt er mitlerweile in Tok und wartet auf einen Austauschmotor. Zurück zu Chicken: Erster Ort nach der Grenze und der Name ist Programm. Alles ist dem Thema Chicken gewidmet, inklusive riesiger Hühner Figuren (hab leider keine Fotos davon gemacht). Hier gab es erstmal ein Stück Geburtstagskuchen und einen überraschend guten Espresso. Rekoffeiniert und völlig überzuckert (wie man sooooo viel Zucker in so ein kleines Stück Fudge bekommt, ist mir ein Rätsel...) war es an der Zeit einen Nachtplatz zu finden. Diesmal war das etwas schwieriger, da sich, wie schon erwähnt, überall die getarnten Waffenfetischisten niedergelassen hatten. Ziemlich müde habe ich dann einen sehr windigen aber schönen Platz gefunden und zum Abschluss meines Tages wurde noch ein Sonnenuntergangsfeuerwerk gezündet. Gute Nacht. |
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April 2024
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