Flucht......artig habe ich nach dem Aufstehen heute sofort das Lager verlassen. Tausende winzige Scheixxdrecksfliegen sind über mich hergefallen. Die haben mich nicht mal beim Geschäft in Ruhe gelassen. Ohne Frühstück und mit juckendem Arxxx ging es weiter nach San Luis. Ewiges Gezottel, meist in der Untersetzung, am Hang entlang und durch viele kleine Siedlungen. Auf jeden Fall eine sehenswerte Strecke, in teilweise grenzwertigem Zustand. In Chacas habe ich mir nach 5h Fahrt ein Mittag gegönnt, die riesen Portion Spaghetti habe ich regelrecht verschlungen. Interessant: Anfangs war ich allein im Restaurant, kurz darauf kam eine größere Familie dazu und zack wurde von der Kellnerin der obligatorische Fernseher, auf voller Lautstärke versteht sich, eingeschaltet. Der TV scheint für viele das Wichtigste zu sein. Weiter im Norden, bei der Familie an der Lagune, habe ich den Fernseher angeschlossen. Dieser, neu, stand in einem fensterlosen Raum, wahrscheinlich das Schlafzimmer. Es war erschreckend die vor Freude strahlenden Augen der beiden Alten zu sehen, als endlich das Bild erschien. Natürlich Nachrichten über Zerstörung und Gewalt. Wenn sich Interessierte mal meinen Innenausbau im Toyota ansehen, kommt die zweithäufigste Frage nach dem Fernseher. Unverständnis, wenn ich dann sage, dass ich keinen Fernseher benötige, meist mit dem Hinweis auf die schöne Natur. Die häufigste Frage: "Estas viajando solo?" (Reist du allein?) Für die Meisten, egal ob in Kolumbien, Ecuador oder Peru, ist das nicht vorstellbar. In meinem Alter keine Frau und Kinder zu haben ist hier etwas Besonderes. Oft kommt der Hinweis auf die schönen Frauen des Landes... Ich antworte dann mittlerweile: "Es mas tranquilo y mas barato!" (Es ist ruhiger und billiger!) Dem Fragensteller huscht dann meist ein breites verständnisvolles Grinsen übers Gesicht... Mit vollem Bauch ging es weiter auf den Punta Olimpica (4890m). Eine Kehre an der anderen diesmal asphaltiert) und links und rechts schneebedeckte Berge und Gletscher und Seen. Unglaublich!!! Ich habe immer wieder anhalten müssen, um das alles auf mich wirken zu lassen. Jetzt stehe ich ca. 1200m tiefer in einem kleinen Wäldchen direkt an einem Bach. An der Decke sitzen ca. 10 Glühwürmchen und beglücken mich mit meinem ganz persönlichen Sternenhimmel. Da die Wäsche ...... zumindest noch antrocknen soll, muss ich hier leider noch eine Stunde rumsitzen und den schönen Ausblick genießen, der jetzt durch die typische peruanische Selfie-Familie blockiert wird... Gestern bin ich bei bestem Wetter zur Laguna 69 gewandert, gemeinsam mit Scharen von Tagestouristen, die sich mehr oder weniger die 700 Höhenmeter hochgeschleppt haben. Ca. 90% der Leute, meist Peruaner, sind dort mit Sneakern hoch, einige davon sogar pink. Auf dem Weg saßen sie dann mit schmerzverzerrtem und gequältem Gesicht auf den Felsen und haben nach Luft geschnappt. An der Lagune allerdings waren sofort alle Qualen vergessen, als es darum ging den besten Insta-Shot zu kreieren... Komische Welt! Wer möchte, sucht bei Instagram einfach nach #laguna69 und kann sich selbst ein Bild machen. Für mich ging es von der Lagune eine alternative Route wieder zurück zum Auto. Das bedeutete nochmal 250m Anstieg auf 4880m, das obligatorische Verlaufen und den Genuss grandioser Ausblicke auf die umliegenden Gletscher. Schnell voran ging es nicht, da ich leider auch mit der Höhe zu tun hatte. Die gute Anpassung vom Chimborazo ist leider nicht mehr da. Das kommt davon, wenn Erythrozyten nur 30 Tage leben und man sich zu lange an der Küste rumtreibt... Wie cool, hier ist gerade eine Lachmöwe vorbeigeflogen. Ein kleines Bisschen Heimat! Auf dem Weg Richtung Pass und weiter nach San Luis habe ich Lauren und Jeremy aus Californien eingesackt und später in Vaqueria abgesetzt. Die beiden sind seit über einem Jahr mit dem Rucksack in der Welt unterwegs. Der letzte Ausbruch aus dem bevorstehenden Hamsterrad mit Kindern und Job usw. Die beiden machten allerdings nicht den Eindruck, ihr Reiseleben so schnell an den Nagel hängen zu wollen, zu verlockend sind Mexico, Europa, Südostasien, Neuseeland, ... Nach gemeinsamen Ritt in Zeitlupe über die abenteuerliche Passstraße und einem kurzen Picknick, habe ich die beiden am Startpunkt zum Los Santos-Treck in Vaqueria abgesetzt. Ich bin wieder zurück zum Picknickplatz, ganze 37km habe ich geschafft. Am Abend sollte es dann endlich so weit sein: mein erstes Lagerfeuer. Das Holz fahre ich ja nun schon seit Nord-Ecuador mit mir rum. Die Glut wollte ich dann auch nich zum Brotbacken nutzen. Allerdings, wie immer wenn ich Feuer mache, haut nix hin. Ich bin einfach zu blöd. Das Holz war natürlich viel zu nass und es blieb bei einer Räuchersession. Am Ende hattevich nicht mal genug Glut, um das Brot durchzubacken. Frustriert und ausgekühlt ging es mit Räucherbart ins Bett. Ich muss nochmal nachsetzen...... denn den vorherigen Beitrag habe ich nach dem Mittagessen in einem Restaurant in Caraz geschrieben. Daher auch die schwächelnde Begeisterung, der Bauch war voll und das Hirn müde. Nach kurzer Verdaungspause und Stopp beim Friseur bin ich weiter nach Süden und dann in Yungay nach Osten Richtung Huashao abgebogen, gerade zu in den Huascaran Parque Nacional (Tagesgebühr 30 Soles). Und was soll ich sagen, die Strecke ist der absolute Wahnsinn. Mit der untergehenden Sonne im Rücken auf die schneebedeckten Berge der Cordillera Blanca zu. Vorbei an den Llanganuco Seen (Laguna Chinan Cocha und Laguna Orkoncocha) zum besten Stellplatz bisher, Camping Laguna Orkoncocha. Mitten in einem weiten Tal mit Blick auf die Lagune, links und rechts ragen die Berge in die Höhe, es laufen Pferde und Lamas frei herum und zum Sonnenuntergang sind allerlei Vögel zum Übernachten zur Laguna zurückgekehrt... Käffchen, kochen, essen, den Ausblick genießen. Absolut traumhaft! Was noch traumhafter ist, ich bin hier mutterseelenallein! In solchen Momenten wird mir immer wieder bewusst, wie gut ich es habe, solche Dinge in dieser Art und Weise erleben zu dürfen. #lifeisgood Heute mal wirklich nur kurz...Versprochen! Bevor ich Trujillo den Rücken gekehrt habe, bin ich noch beim Huaca de la Luna vorbei. Es ist, genau wie Huaca del Brujo, eine Lehmziegel-Pyramide aus der Moche Zeit. Jedoch ist Huaca de la Luna um einiges größer und es wesentlich mehr freigelegt. Da ich der einzige war, der eine englische Führung (inklusive) brauchte, gab es eine Einzelführung, auf der ich den armen Herren ordentlich ausgefragt habe. Danach gings Richtung Chimbote auf der Panamericana. Kurz vor Chimbote bin ich in die Wüste und habe einen wirklich schönen und v.a. absolut stillen Stellplatz gefunden. Am nächsten Morgen ging es den Rio Santa entlang landeinwärts Richtung Caraz. Die Fahrt durch diesen gigantischen Canyon lohnt sich wirklich. Auf dem Weg habe ich ein Päarchen aus Belgien/Argentinien getroffen, die mir den Stellplatz an der Laguna Paron empfahlen. Da noch genug Zeit war, habe ich durchgezogen und bin bis zur Lagune hochgefahren. Die Strecke zieht sich, entlohnt aber mit einem herrlichen Ausblick über die große türkisblaue Lagune, wenn es nicht schon dunkel und neblig gewesen wäre. Am nächsten Morgen habe ich die ganz entspannt und unaufregende Wanderung entlang des Lagunenufers absolviert. Den Rest des Tages habe ich mit Gözde und Alex aus San Francisco (bzw. der Türkei und Frankreich) verbracht. Wie immer das Übliche: austauschen über die bisherige und kommende Tour. Auch die beiden sind, was auch sonst, nach Ushuaia unterwegs. Das war's schon! Lange nichts geschrieben...... also kurz fassen. Als ob mir das gelingen würde. Cajamarca wird im Reiseführer als Cusco des Nordens beschrieben. Wenn Cusco im Süden auch so ist, dann gute Nacht. Nachdem ich meinen Bedarf an Lebensmitteln und Internet in einem großen Einkaufszentrum gestillt hatte, ging es auf Kreuz-und Querfahrt durch die Stadt, um die Straße nach Cumbemayo zu finden. Das hat sich dann über ca. eine Stunde hingezogen. Alles verstopft und das Navi versagt in den engen Gassen am Hang, ein Problem, das leider häufiger auftritt. Schließlich bin ich noch vor Einbruch der Dunkelheit am Parkplatz des Cumbemayo Besucherzentrums angekommen. Der Nachtmann war wirklich sehr nett, es wäre aber noch netter gewesen, wenn sie nicht mitten in der Nacht mit ihren Gewehren auf streunende Hunde geschossen hätten... Nicht wegen der Hunde, sondern wegen meiner spontanen adrenalinbedingten Darmentleerung (fast). Am nächsten Morgen ging es dann auf den Rundweg zum Äquadukt. Hier hat irgendeine Frühkultur einen 9km Wasserkanal in den Fels gehauen, um Cajamarca mit Wasser zu versorgen. Die exponierten Felsformationen haben übrigens senkrechte Kanäle, in denen das Regenwasser in den Boden und dann in den Kanal gelangt. Von Cumbemayo ging es wieder zurück nach Cajamarca, noch kurz Internet und dann weiter Richtung Trujillo. Der eigentliche Besuch des Stadtzentrums musste ausfallen, da ich einfach keinen Parkplatz gefunden habe, für die Parqueaderos war der Wagen zu hoch, zu breit oder zu lang. Dann eben nicht. Dann kam die blöde Situation, die unten im letzten Beitrag beschrieben ist. Auf dem Weg nach Trujillo habe ich eine Nacht an der zweitgrößten Goldmine der Welt verbracht, der Mina Lagunas Norte. Auf den Bildern ist der große Berg zu sehen, der fast komplett mit Plastikplane bedeckt ist. Ohne Worte! In Trujillo bin ich erstmal wieder in ein Einkaufszentrum. Hier mal wieder der krasse Gegensatz: alles glänzt, ich bin der am schäbigsten bekleidete, ich habe das älteste Handy, fancy Shops, Cafés, Restaurants. Einen Kilometer vorher leben die Leute in ihrem eigenen Müll. Von Trujillo ging es weiter zu meiner Basis für die nächsten Tage, Huanchaco. Huanchaco ist ein Touri- und Surfhotspot, mit schöner Promenade, einer Seebrücke, zahlreichen Cafés, Restaurants und Surfschulen. Die nächsten drei Tage habe ich mit Kultur, Fahrzeugwartung, Kleinreparaturen, Wäsche, Surfkurs und chillen verbracht. Kurz zur Kultur: Chan Chan ist eine Stadt, die vor ca. 1000 Jahren auf 28 qkm vorwiegend aus Lehmziegeln gebaut wurde und etwa 80.000 Menschen ein Heim bot. Hier lebten die Chimu von allem was das Meer so zu bieten hatte. Der gesamte Komplex ist wirklich beeindruckend und lohnt sich auf jeden Fall. Die Ausmaße sind gigantisch und man bekommt einen Eindruck von der schweren Arbeit der Archäologen, die einen der Paläste wieder aus dem Sand ausgegraben haben bzw. noch dabei sind. Mein zweiter Stopp war beim Huaca del Brujo. Der Komplex aus drei Pyramiden, von denen nur eine partiell freigelegt wurde, geht auf die Moche-Kultur zurück. Hier wurde unter anderem die Mumie einer weiblichen Herrscherin gefunden. Der älteste Hinweis für Frauen in Machtpositionen in Peru. Die Pyramide selbst gibt nicht so viel her, aber der gesamte Ort an sich: Die Lage inmitten einer riesen Sandwüste direkt am Meer strahlt eine gewisse Aura aus. Der Surfkurs war auch gut, aber das Wasser war arxxxkalt, Humboldtstrom sei Dank. Nach zwei Stunden waren Luis, mein Instruktor, und ich völlig durchgefrohren. Der richtige Zeitpunkt, um die Standheizung vom letzten Einsatz auf 4000m freizubrennen. Im Reiseführer steht, dass die meisten viel länger in Huanchaco hängen bleiben als geplant. Recht hat er und das zurecht. Daher wird morgen früh die Reißleine gerissen und es geht weiter gen Süden. Das musste endlich mal passieren, ...... war ja lange überfällig. Auf dem Weg nach Trujillo habe ich ca. 100km von Cajamarca einen Stellplatz (iOverlander) in einem alten Kieswerk an einem Flussufer angefahren. So richtig hat mir der Platz nicht zugesagt, aber es wurde bereits dunkel und ich war müde. Also Motor aus und erstmal durchatmen. Keine zwei Minuten später kommt ein Hombre, Coca kauend, angelaufen und erzählt mir, dass er ein paar Tage vorher hier überfallen, bedroht und verletzt wurde. Ich solle ihm folgen zu einem sicheren Platz. Gesagt getan. Er führt mich sage und schreibe 150m weiter in eine Baumgruppe hinter einem riesen Kiesberg. Der Platz gehöre ihm und hier sei es sicher. Dann erzählte er mir noch, dass die Gringos hier in der Gegend Kinder klauen und deren Organe verkaufen. Da ließ er nicht locker mit der Geschichte und mir wurde langsam mulmig. Es fuhr dann ein Tuktuk etwas weiter weg Richtung Ufer und der Hombre verschwand dahin. Ich habe währenddessen überlegt, ob das so sinnvoll ist, hier zu bleiben. Ich bin dann ausgestiegen, um nach dem Hombre zu sehen. Mittlerweile war es stockdunkel. Am Tuktuk standen zwei Männer und irgendwo hinter einem Kieshaufen diskutierten zwei weitere mit einer Frau (habe nur die Stimmen gehört). Die Diskussion wurde heftiger und plötzlich fing die Frau an zu jammern und zu schreien. Ich bin dann sofort zurück zum Auto und bin vorbei am Tuktuk abgehauen, wo dann auch mein Hombre stand. Vollgepumpt mit Adrenalin bin ich noch etwas weiter an einen kleinen See gefahren. Dort habe ich bei einer Familie gefragt, ob ich hier übernachten könne. Nach einer Einladung auf Kaffee und Abendessen liege ich jetzt endlich im Bett. Es nagt der Zweifel, ob man der Frau hätte helfen sollen/ müssen. Es bleibt ein ungutes Gefühl, wenn man darüber nachdenkt, dass sie evtl. belästigt, geschlagen oder vergewaltigt wurde... Erst der ganze Müll, jetzt die Geschichte...irgendwie werde ich mit Peru nicht warm! Heute nur kurz...... über den Müll habe ich mich ja schon ausgelassen... Nach Kuelap ging es nach Revash. Zugangsort ist das verwunschene Dorf San Bartolo. Von dort kommt man per einfachem Fußweg in einer knappen Stunde zu den Mausoleen in einer Felswand. Wenn man die Augen offen hält, kann man davon so einige in den Felswänden entdecken. In diesen Mausoleen haben die Chachapoyas ihre Toten bestattet. Dazu haben sie den Toten die Eingeweide über den Anus entfernt und die Öffung mit Baumwolltüchern gestopft. Auch in den Mund wurden Baumwolltücher gesteckt, damit die Wangen nicht einfallen und das Gesicht nicht entstellt wird. Dann haben sie die Toten mit Stricken in die Embryonalstellung gebondaged. Dann noch in Baumwolltücher eingewickelt, ein Gesicht draufgemalt und im rucksack zu den Grabanlagen geschleppt. Dort sind die Toten dann mumifiziert worden, da sich im Sandstein ein Mikroklima befindet, das jeglichen organischen Abbau (fast) völlig verhindert. Etwas 200 dieser Mumien, v.a. aus Gräbern der Laguna de los Condores, sind im Museum in Leymebamba zu besichtigen. Dazu gibt es für alle mit Spanischkenntnissen genügend Informationen zu den Chachapoyas. Lohnt sich wirklich! Revash selber ist jetzt nicht so die Offenbarung, da die Mausoleen nur aus der Ferne zu sehen sind, der Zugang ist (nachvollziehbar) abgesperrt. Auf dem Rückweg habe ich noch zwei Französinnen aufgegabelt, die ich schon in Revash gesehen habe. Sie waren, zu meinem Erstaunen, den fast senkrechten Weg von der Straße aus gewandert. Es stellte sich heraus, dass ihr Taxifahrer sie einfach an der Straße rausgeschmissen hat, mit dem Hinweis dies sei der einfachste und schnellste Weg. Der hatte einfach keinen Bock die restlichen 10km Schotterpiste nach San Bartolo zu fahren, hat aber die Kohle kassiert. Auf jeden Fall waren die Mädels nach 5 Stunden völlig fertig und dehydriert, geplant war ja ein zweistündiger einfacher Spaziergang. Versorgt mit ausreichend Wasser habe ich sie dann an der Hauptstraße wieder rausgeworfen und sie einem weiteren Taxifahrer anvertraut... Ich bin danach über zwei Tage verteilt nach Cajamarca gefahren. Die Strecke ist absolut zu empfehlen! Lange einspurige Strecken immer am Abgrund entlang, einschlafen ist da nur einmal. Die Straße klammert sich in die Flanken der Berge und führt durch mehrere Täler. Auf den Bildern kommt das nicht im Ansatz rüber... #nachmachen Sprachlos...Was ist mit den Peruanern los? Wohin man auch schaut, überall Müll. Ich dachte schon Kolumbien und Ecuador seien schlimm. Aber Peru toppt bisher alles. Egal ob Hausmüll, Bauschutt oder einfach leere Flaschen. An jeder Stelle an einer Straße wo man rechts oder links ranfahren kann liegt Müll. Er wird die Abhänge runtergeworfen oder in die Flussbetten. An der Straße stehen in regelmäßigen, sehr engen, Abständen Schilder mit Aufschriften wie: "Müll abladen verboten.", "Müll in die Flüsse zu kippen ist verboten.", "Autos im Fluss zu waschen ist verboten.", "Halte deine Umwelt sauber." usw. Was sagt das über die Bevölkerung aus, wenn man Schilder wie die o.g. aufstellen muss... Und das Schlimme daran ist, dass die Gegenden die ich bisher gesehen habe tief in den Bergen liegen, wo man erwarten würde, die Menschen leben im Einklang mit der Natur. Kannste knicken. Nachtrag: Ich habe mich wieder etwas beruhigt. Zur Verteidigung der Peruaner muss man Folgendes sagen: in den Bergen leben die Einwohner, mal abgesehen von Handy und TV, wie vor gefühlt 100 Jahren. Mit jedem Einkauf holen sie sich aber auch den Müll der Neuzeit nach Hause. Die Müllabfuhr ist in den abgelegenen Gegenden kaum vor Ort. Also entsorgen sie den Abfall irgendwo entlang der Straße oder verbrennen ihn. Dazu kommt das Problem mit den Millionen Straßenhunden, die jede, für die Müllabfuhr an die Straße gestellte, Mülltüte sofort zerfetzen. Alles nicht fressbare weht mit dem Wind oder schwimmt mit dem Regen davon. Dieses Problem ließe sich allerdings ganz einfach lösen, so wie es nämlich in Kolumbien und Ecuador gehandhabt wird: Sammelstellen für Mülltüten auf hohen Holzgestellen. Scheint hier keiner drauf zu kommen... Nachtrag zum Nachtrag: Ich revidiere meine Inschutznahme... Heute in Cumbemayo, einem Rundweg zu alten Bewässerungskanälen der Inkas, wieder an allen möglichen und unmöglichen Stellen Müll: Bonbon im Mund, Papier fallen lassen/ ausgetrunken, Flasche fallen lassen/ Kekse alle, Packung fallen lassen/ Brötchen ausgepackt, Tüte fallen lassen usw. usw. Da stehen heute morgen 5 Leute um mein Auto, die alle irgendwie im Visitorcentre arbeiten, Hände in den Taschen und schauen mir beim Umziehen zu. Hätten die in der Zeit eine Tüte genommen und etwas gesammelt, wäre der vermüllte Parkplatz sauber gewesen. Aber die Hand aufhalten um Parkgebühren zu kassieren, das geht. Muss man sich ja auch nicht bücken für. Fazit: ein Großteil der Peruaner scheint kein Umweltbewusstsein zu haben. Wenn mein Müll nicht abgeht wird ist das eine Sache, wenn ich aber alles einfach irgendwo in die Natur schmeiße ist das eine andere... #disappointedtothemax Grenzgang...Nach sage und schreibe 6 Stunden war ich schließlich an der Grenze zu Peru. Es hat die meiste Zeit geregnet und die Straße war eine Schlammpiste. Der Laubfrosch war nach nicht mal 24h wieder völlig eingesaut. An der letzten, im Vergleich zu Peru immer noch billigen, Tankstelle in Ecuador habe ich Tony getroffen. Er kommt aus Irland, England, Kanada und Hoduras und ist mit seinem Motorrad in Florida gestartet und auf dem Weg nach Ushuaia. Beim gemeinsamen Mittagessen hat er mir erzählt, dass am folgenden Tag in Ecuador ein Generalstreik angekündigt wurde. Also zügig weiter zur Grenze. Dort angekommen ging alles ohne Probleme. Tony und ich waren die Einzigen und haben die offensichtliche Langeweile der Grenzposten etwas aufgelockert. Nach vollzogenem Prozedere haben Tony und ich uns dann in einem Hotel in San Ignacio verabredet. Die Strecke nach San Ignacio hat sich ewig gezogen, war aber schön. Die Menschen in den Dörfern waren auf den Straßen unterwegs, saßen an den Straßenständen und Kinder spielten auf der Straße. Im Vergleich zu den letzten Tagen in Ecuador war die Stimmung sehr viel angenehmer und lebensfroher. Angekommen in San Ignacio, es war bereits dunkel, habe ich Tony nicht mehr finden können. Ich bin dann aus der völlig wuseligen Stadt geflohen und bin weitere eineinhalb Stunden durch die Nacht gefahren, um einen Stellplatz zu finden. Es wird nicht umsonst davon abgeraten, in Südamerika nicht nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Auto zu fahren. Die Einheimischen scheren sich einen Dreck darum, ob ihre Lichter richtig eingestellt sind, geschweige denn überhaupt funktionieren. Dazu die streunenden Hunde auf der Straße oder taumelnde Besoffene auf dem Weg nach Hause. Am Ende ging alles gut und der Stellplatz direkt am Fluss bei Vollmond war auch schön. Zumindest im Dunkeln... Bei Tageslicht zeigte sich, dass das Areal völlig vermüllt war. Müll ist hier generell ein Problem. Weder in Kolumbien noch in Ecuador habe ich so viel Abfall und Schutt entlang den Straßen gesehen. Es vergehen keine 500m ohne Müll im Straßengraben. Den Menschen scheint, außer es lässt sich damit Geld verdienen, nichts an ihrer Umwelt bzw. Natur zu liegen.
In Jaen habe ich mir die für Peru notwendige Versicherung für das Auto geholt und noch etwas im Café gechillt. Danach gings weiter nach Cocachimba, dem Ausgangspunkt zur Wanderung zum 771m hohen Gocta Wasserfall (der übrigens erst 2006 von einem Deutschen entdeckt wurde). Dort am Hostal der Wahl habe ich Jaqueline und Jasper aus Deutschland getroffen, die auch mit dem Auto auf dem Weg nach Süden sind. Wir haben bis spät in die Nacht erzählt und Erfahrungen und Erlebnisse, besonders bezogen auf die aktuelle Situation in Ecuador, ausgetauscht. Am nächsten Morgen bin ich zeitig los zum Wasserfall. Es galt ja wie immer die Touristenscharen zu vermeiden. Der Wasserfall ist schon von Weitem zu sehen und die schiere Höhe ist beeindruckend. Am Wasserfall bekommt man dann endlich mal einen Größenbezug, wenn man die winzigen Menschen an seinem Fuße stehen sieht. Das Wasser selbst kommt nur als Nebel unten an. Alles sieht aus wie eine Langzeitbelichtung. Jaqueline und Jasper sind etwas später nachgekommen und wir sind gemeinsam noch zum oberen Teil des Gocta gewandert. 800m steil bergauf aber nur 500m in der Horizontalen... Egal, der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn der obere Teil war noch viel beeindruckender. Völlig durchnässt haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht und nach insgesamt 8,5 Stunden waren wir wieder im Dorf. Drei Stücken Kuchen, zwei Tassen Kaffee und einer Dusche später ging es mir wieder ganz gut. Ich habe dann noch gelernt, dass der Gocta nur noch auf Platz 16 der Wasserfall-Rangliste ist. Durch die große Stufe wird nur noch der untere Teil gemessen und damit hat er den dritten Platz leider hergeben müssen. Wir haben dann noch gemeinsam gekocht und gebacken und gequatscht und waren sehr zeitig im Bett... Was mir nicht so gefallen hat, war der völlig von Pferden zertrammpelte und zugeäpfelte Weg. Die Dorfbewohner haben nämlich ein totsicheres Geschäftsmodell: Die Touris werden mit Kleinbussen aus Chachapoyas abgeholt und starten dann in Sneakern zum Wasserfall. Zwei bis zweieinhalb Stunden später am Gocta kämpfen sie dann eine halbe Stunde mit dem Selfiestick und machen sich völlig erschöpft auf den Rückweg. Nach ca. einem Kilometer und weiterer zunehmender Erschöpfung taucht plötzlich ein kleiner Pferdestall auf. Dort steigt der Touri dann, nicht nach Preisen fragend, mit letzter Kraft auf ein Pferd und schaukelt wie ein Schluck Wasser im Sattel zurück ins Dorf. Dort wartet der Bus und der Touri schläft seelig ein. Leid tut mir nur der arme Tropf, der mit großem Müllsack und Schaufel bewaffnet täglich vier Kilometer Wanderweg von Pferdeschxxxx befreit... Heute war ich in Kuélap, einer, neben Machu Picchu, der wichtigsten Ausgrabungsstätten in Peru. Leider bin ich ziemlich enttäuscht. In vielen Magazinen, auf Internetseiten und in Reiseführern wird Kuélap als weniger touristische und gleichsam beeindruckende Alternative zu Machu Picchu angepriesen. Vielleicht waren meine Erwartungen daher zu hoch, aber mich hat das jetzt nicht vom Hocker gehauen. Ein Großteil der Anlage ist total ungepflegt und z.Zt. Baustelle. Das weniger touristische stimmt, ich hatte die Anlage für mich allein. Jetzt stehe ich unterhalb des Besucherzentrums und hab schon wieder viel zu viel geschrieben. Es wird einfach zu früh dunkel... Letzte Worte...... aus Ecuador. Bevor ich heute (hoffentlich) nach Peru entschwinde, eine letzte Meldungbaus einem Hostel südlich von Vilcabamba unter deutscher Leitung. Die letzten beiden Tage waren völlig entspannt und ich habe nichts weiter getan, als gegessen und anderen bei der Arbeit zuzusehen. Die freudigen Ergebnisse dieser Tätigkeiten sind ein frischer Ölwechsel, neue Bremsbeläge vorn, ein frisch gewaschenes Auto und die Senkung meines Kaloriendefizites. Falls jemand in Vilcabamba mal einen Mechaniker benötigt, kann ich Adrian Moreno wärmstens empfehlen. Ich glaube auch, er ist der einzige hier... Ansonsten noch ein paar kulinarische Empfehlungen: Mestizo Vilcabamba (verschiedenes, organisch, hinten im Garten sitzt man am besten), united falafel org (türkisch/syrisch, organisch, alles selbst hergestellt, wieder hinten im Garten), Agave Blue (mexikanisch). Ansonsten ist der spirituelle Funke der Stadt im Tal der Hundertjährigen nicht auf mich übergesprungen. Viel Spirituelles, viel Yoga, viel Öko, viel süßlicher Geruch und viele alte amerikanische Zeitgenossen, die sich für das erlangen der Erleuchtung oder zum Sterben hier niedergelassen haben... Noch was zu den Protesten und Streiks. Die Straßen nach Süden, sprich Peru, sollten frei sein. Die meisten großen Straßen nach Norden sind allerdings dicht, Loja, Catamayo, Cuenca. Es ziehen etliche Menschen in Autocorsos nach Quito um zu demonstrieren, und das nicht gerade zimperlich. Das Militär und die Polizei haben wohl einiges zu tun. Eigentlich schön, dass die Leute so viel Feuer im Blut haben. In Deutschland hätten wir das wahrscheinlich einfach stillschweigend geschluckt... Hier in Vilcabamba ist der Protest selbst kaum zu merken. Es mag daran liegen, dass die Hundertjährigen nicht mehr können oder zu vernebelt sind. In Gesprächen wurde aber klar, dass es mittlerweile schwer wird Lebensmittel zu bekommen. Auch die Bankautomaten in Vilcabamba sind mittlerweile leer. Ich bin gespannt wie es weitergeht, komme ich doch in ein paar Monaten wieder hier vorbei, um die Dinge nachzuholen, die ich wegen der Sperrungen leider umfahren musste. Letzte Sache: Woran erkannt man ein deutsch geführtes Hostal? Am Klopapier, der Seife, der Klobürste, den Spiegeln auf Augenhöhe und dem Brot in der Speisekarte... Ich geh jetzt mal frühstücken! |
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April 2024
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