Kaffeedröhnung in Córdoba...Endlich ist/ war es soweit. Wer mich kennt, wird wissen, dass ich mich sehr für Kaffee interessiere. Córdoba bietet hier beste Voraussetzungen sich weiter über das Thema zu informieren, nucht zuletzt, weil Córdoba als Ausgangspunkt für den Kaffeeanbau in Mexiko gilt. Direkt nach meiner Ankunft habe ich eine geführte Tour im Mueso del Café gebucht und habe die Wartezeit im Café Hérman Thómas verbracht. Die Besitzer haben mehrfach die weltweit ausgezeichnete 'Cup of Excellence' gewonnen. Dabei geht es um die Qualität des gerösteten Kaffees, die von einer internationalen Jury bestimmt wird. Für Neulinge im Kaffeegame könnte ein Besuch hier zu etwas Verwirrung führen. Man kann nicht nur aus mehreren Bohnen sondern auch aus acht! verschiedenen Zubereitungsmethoden wählen. Genial! Gezuckert und caffeiniert bin ich zur Tour im Kaffeemuseum, leider wieder auf spanisch. Auch die meisten Infotafeln waren nur auf spanisch. Naja, einen Teil habe ich halbwegs mitbekommen, mein Vorwissen hat dabei geholfen. Am Ende der Tour gab es noch eine kleine Verkostung und ich habe mich im Museumsshop mit Bohnen eingedeckt. Die werden hier direkt vom Erzeuger, meist sehr kleine Farmen, zu verhältnismäßig günstigen Preisen verkauft.
Von Hester und Lawrence hatte ich die Empfehlung zu einer Kaffeetour auf der 'Ex Hacienda Guadalupe' bekommen. Erick hat die Hacienda wieder aufleben lassen, um Besuchern zu zeigen, wie das Leben, v.a. auch für die Sklaven, zur damaligen Zeit war. Man bekommt also eine Führung durch das schöne Gebäude, den Garten und einen Teil der Kaffeeplantage. Was für mich neu war, war, dass viele Bauern in der Gegend vom Kaffeeanbau zum Anbau von Zuckerrohr wechseln. Gründe dafür sind das sich verändernde Klima, was den Anbau von Kaffee erschwert, sowie der fallende Preis von Kaffee auf dem weltweiten Markt. Dies hängt zum Teil damit zusammen, dass Länder wie Brasilien Kaffee auf riesigen Feldern anbauen, die kostengünstig maschinell geerntet werden können. Handgepflückter Kaffee verursacht deutlich höhere Kosten, weil die Kaffeekirschen in einem Zeitraum von drei Monaten reifen (beim Anbau von Zuckerrohr kann mehrmals im Jahr innerhalb von ein paar Tagen ein ganzes Feld abgeerntet werden). Man muss also alle paar Tage die reifen Kirschen pflücken lassen und das über drei Monate hinweg. Maschinell wird zu einem Zeitpunkt alles abgeerntet. Hier liegt dann auch eine der Ursachen dafür, dass der Kaffee von kleinen Farmen, handgepflückt, deutlich höhere Qualitäten erreicht. Zurück zur Kaffeetour mit Erick: Nach der Führung auf dem Gelände ging es an die Verkostung von Kaffee. Zuerst sollte ich Bohnen in Gläsern nach ihrer Qualität ordnen, leider voll daneben. Erick hat mir in diesem Zusammenhang die Tricks der Röster erklärt. Nachdem wir schließlich zwei Kaffees verkostet hatten, sind wir immer weiter in die Thematik eingestiegen und Erick hat sich die Zeit genommen, mir das sog. "Cupping" zu zeigen. Mithilfe des "Cuppings" wird die aromatische und sensorische Qualität eines Kaffees festgelegt. Ich will das hier jetzt nicht genauer beschreiben, denn dazu gibt es bei Youtube genug zu finden. Was ich für mich festgestellt habe ist, wie schwer es ist, eine Geschmacksempfindung in Worte zu fassen, die das Gegenüber versteht (und dann noch in einer anderen Sprache). Insgesamt war die Tour mit Ericm ein absoluter Volltreffer. Aus den angesetzten zwei Stunden sind schließlich viereinhalb geworden. Hungrig bin ich wieder nach Córdoba gefahren, um bei Hérman Thómas noch einen Kaffee zu trinken und ein paar Bohnen zu kaufen. Dabei habe ich dann Lu, einen der Baristas, kennengelernt und habe mich von ihm gut beraten lassen. Lu wird einige Wochen später eine entscheidende Rolle spielen, also merke dir diesen Namen! Nachdem ich Córdoba durchgespielt hatte, war es Zeit aufzubrechen. Nächstes Ziel sollte Veracruz und ein Besuch in der Werkstatt sein. Auf dem Weg dorthin habe ich beim Playa Dorada Stopp gemacht und nach langer Zeit mal wieder das Packraft für eine kleine Flusstour genutzt. Der Stopp für den anstehenden Ölwechsel in Veracruz war kurz und unproblematisch. Da ich im Vorfeld bei Eduardo (vgl. Gesichter) einen Termin gemacht hatte, ging alles sehr zügig. Eduardo hatte ursprünglich zwei Werkstattstandorte, musste aber den größeren während der Coronapandemie aus Kostengründen schließen. Mexiko hatte damals sehr strenge Regeln und so mussten selbst Werkstätten ihren Betrieb einstellen. Man findet das im ganzen Land immer wieder, dass sich Campingätze, Restaurants u.ä. nach der Pandemie nicht wieder erholt haben. Im Reiseführer geführt, in der Realität nicht mehr zu finden. Mit frischem Öl im Motor ging es wieder auf die Straße, entlang am Golf von Mexiko, und einige Stunden später habe ich mein Camp bei 'La Jungla' aufgeschlagen.. Nachholbedarf...Aufgrund dessen, dass ich mal wieder nicht regelmäßig meine Einträge vervollständigt habe, werde ich das hier, auch mal wieder, in Kurzform versuchen (Betonung auf versuchen). Bernal: In Bernal steht einer der weltgrößten Monolithen. Zum Thema Monolith habe ich gelernt, dass es sich dabei um erstarte Magma (oder war es Lava) eines ehemaligen Vulkanes handelt, wo der eigentliche Vulkan im Laufe der Zeit wegerodiert ist und nur der Magmakern stehen geblieben ist. Man kann bis ca. zwei Drittel über viel zu hohe Stufen hinaufsteigen, will man bis zum Gipfel geht das nur mit Guide und Kletterausrüstung. Der Aufstieg ist anstrengend, weil steil, lohnt sich aber, da man mit weiten Blicken über die Hochebene belohnt wird. Bernal selbst ist ein pueblo magico, aber in meinen Augen auf einer anderen Ebene als diejenigen, die ich bisher besucht hatte. Der Ort ist sehr touristisch, mit hunderten Verkaufsbuden und Restaurants und Touranbietern und Minitaxis, die im Sekunden- und mit Zweitakt durch die engen Gassen stinken. Dazu kam, dass es sich um ein langes Wochenende handelte und der kleine Ort praktisch aus den Nähten platzte... Auf dem Hotelgelände wo ich übernachtet habe, traf ich ein Pärchen aus Magdeburg, die eine gute Freundin in meinem Heimatort haben, die eine ehemalige Kollegin meiner Mutter ist. Kleine Welt... San Joaquín: Einen Tag, viele Kilometer und noch mehr Kurven später, war ich wieder in den Bergen der Sierra Gorda, in San Joaquin. San Joaquín liegt schön an einem Hang und hat extrem steile Straßen, wo das Anfahren mit Handbremse für Fahrer und Kupplung eine Herausforderung sind. Nach dem Trubel in Bernal war die Ruhe hier angenehm. Dazu kam, dass San Joaquín ein großes Areal mit Picknickplätzen am Ortsrand hat, wo man ruhig und sicher die Nacht verbringen kann. In der Umgebung habe ich mir ein Höhle angeschaut und zwei Wanderungen gemacht. Die erste führte zum Wasserfall Cascada Maravilla, der allerdings fast trocken war. Lediglich die künstlich angelegten Pools waren gefüllt. Die zweite Wanderung führte in den Canyon Caracoles. Normalerweise führt die Wanderung im Canyon durch bis zu brustiefes Wasser, aktuell reicht das Wasser gerade mal bis zu den Knien und ist schlammig braun. Mein Guide Judith erzählte mir, dass es im Tal seit drei Jahren nicht mehr geregnet hat, und das Dorf sein Wasser mittlerweile geliefert bekommt. Das erklärt auch, warum der Wasserfall nur ein Rinnsal war. Wieder mal eine traurige Auswirkung des Klimawandels (und, Spoiler, es kommen noch mehr). Nach zwei Nächten in San Joaquín und er obligatorischen Fototour durch den bunten Ort ging es Richtung Zimapan. Red Dunes oder Dunas rojas: Nördlich von Zimapan führt eine lange Straße tief in die Sierra Gorda und bietet wunderschöne Blicke in steilen mit kleinen Dörfern geschmückten Berge. Am Ende der Strecke sollte es laut Reiseführer "rote Dünen" geben. Tja, mit Dünen hat das nichts zu tun. Es handelt sich dabei um rote Lehmerde, die so erodiert ist, dass es von weitem aussieht, als seien es Dünen. Ich war ziemlich enttäuscht, denn für die einen Kilometer lange Wanderung (plus Eintritt) und die extrem lange und langsame Anfahrt, hat sich das nicht gelohnt. Also wieder ins Auto und noch ein paar Kilometer abreißen. Pachuca, PN El Chico: Mein nächster Stopp war der Nationalpark El Chico, nördlich von Pachuca. Die Fahrt erstreckte sich über zwei Tage und fand ihren traurigen Höhepunkt in Pachuca. Die Verkehrsführung, die Baustellen und die aggressive Fahrweise der Locals haben mich fast in Wahnsinn getrieben. Der kleine Campingplatz auf einer großen grünen Wiese, umgeben von großen Bäumen und den Strahlen der untergehenden Sonne konnten für die Strapazen entschädigen. Am nächsten Morgen habe ich auf dem Campground Esther und Jörg aus Deutschland getroffen. Wir sind spontan gemeinsam zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen und haben später noch gemeinsam gegessen und unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht. Unsere Wanderung führte zu einem Stausee, der den Namen nicht mehr verdient. Im Prinzip steht dort nur noch die Staumauer mit einer größeren Pfütze davor. Der auf der Karte eingetragene große See ist Vergangenheit (#klimawandel). Am Folgetag habe ich noch eine längere Wanderung durch ein Felsgebiet und dichte Wälder gemacht. Das unmarkierte dichte Wegenetz lädt zum Verlaufen ein, das Angebot habe ich natürlich herzlichst angenommen! Nach der Wanderung bin ich noch kurz in den kleinen Ort Mineral El Chico gefahren. Der war rappelvoll mit vielen bunten Ständen, Musik und Menschen, so wie es sich für einen Sonntag in Mexiko gehört. Ein paar Fotos später war ich müde und zufrieden zurück am Campingplatz. Huachinango und Adán: Auf dem langen Weg an den Golf von Mexiko habe ich in der Nähe von Huachinango bei Naupan Stopp auf einer Finca gemacht. Der Besitzer Adán kam am Abend mit seinem Neffen Oscar vorbei und die beiden sind spontan mit mir nach Naupan gefahren. Dort wurde eine Art Karneval gefeiert (ich habe das leider alles nicht so richtig verstanden) und die Einheimischen sind mit Masken und Kostümen verkleidet durch das Dorf getanzt. Adán wollte mir unbedingt ein paar nationale Gerichte zeigen und ist mit mir, weil die Stände und Buden des Festes bereits abgebaut waren, in das Restaurant einer Verwandten eingefallen. Die waren auch schon am Aufräumen, aber Angela hat sich nicht lumpen lassen und mich mit Enchilladas, (extrem scharfer) Suppe, Tamales und (gezuckertem löslichen) "Kaffee" versorgt. Das war echt ein Erlebnis, von einer mexikanischen Familie mit Essen versorgt zu werden. Überfressen und mit einem Overload an Spanisch ging es zurück zur Finca und einer ruhigen Nacht. Am nächsten Morgen hat mit Adán zu einer Rudertour auf dem Stausee von Huachinango eingeladen und danach sind wir noch in die Stadt, wo uns ein Freund von ihm durchbden Ortskern und die Kapelle geführt hat. Dieser Freund ist in einem Kulurverein tätig und versucht die zahlreichen lokalen indigenen Kulturen und ihr Handwerk zu erhalten. Nebenbei gingen die Feiern im Ort voran. Tausende Menschen versammelten ich um den zentralen Platz und schauten den verkeideten Gruppen aus den unterschiedlichen Gemeinden bei der Aufführung ihrer Tänze zu. Es war voll, laut, bunt, feuchtfröhlich und herzlich. Am Abend und nach Abschied von Adán habe ich eine letzte ruhige Nacht auf seiner Finca verbracht. Luis und die Vanillefarm: Die folgende Nacht habe ich bei Luis verbracht. Er betreibt eine kleine Farm, auf der Vanille, Zitronen, Zuckerrohr und andere Früchte anbaut. Er hat mir eine lange Führung über die Farm und viele Informationen zum Anbau von Vanille, historisch und heute, gegeben. Hier haben mir meine mangelnden Spanischkenntnisse wieder einen rauchenden Kopf verschafft. Tajin: Endlich meine ersten Maya Ruinen. Leider gab es keine Informationen auf Englisch, sodass es letztlich nur beim Durchlaufen der relativ kleinen Anlage geblieben ist. Schade. Coco Loco Zwischenstopp: Beim Schweizer Martin habe ich für zwei Tage Stopp gemacht, da ich hier endlich den Golf von Mexiko erreicht hatte. Zwei Tage Strand zur Erholung! Leider war es grau, stürmisch und es hat immer mal wieder geregnet, sodass die Stranderholung so mittelmäßig war. Cofre Petero: Nach der kurzen Entspannung am Meer zog es mich wieder in die Berge. Der Cofre Petero sollte es sein. Hier gibt es die Möglichkeit nah am Gipfel frei zu übernachten, mit tollen Blicken über dienTiefebene und auf den Orizaba. Leider hatte ich die Höhe (3700m) unterschätzt. Die ganze Nacht habe ich mich mit Kopfschmerzen und Atemnot rumgeplagt. Ich hatte gehofft, dass die Wochen zuvor in der Hochebene und im El Chico NP schon etwas gebracht hätten. Aber Fehlanzeige. Am nächsten Morgen habe ich mich dann mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg ins Tal und schließlich nach Córdoba gemacht. Im Blick immer wieder der schneebedeckte Orizaba.
Likes und DislikesMal so zwischendurch. Was mir nach zwei Monaten in Mexico gefällt und was mir nicht so gefällt. Wie immer subjektiv, voreingenommen und unreflektiert...
Dislikes Topes: Topes sind diese Hubbel auf der Straße, die einen zum Abbremsen bewegen sollen. Diese gibt es in Mexiko in allen Formen und Farben, mit oder ohne Ankündigung. Selbst vierspurige Highways sind nicht ausgenommen. Man muss z.T. höllisch aufpassen, damit man sie nicht übersieht und zum Sprung ansetzt. In der Gegend in der ich jetzt gerade unterwegs bin, scheint sich jeder, der Geld für nen Sack Zement hat, seine eigenen Topes über die Straße zu ziehen. Beispiel: Gestern 2 km durch einen unbelebten Ort und alle 100 Meter ein Topes... Fahrzeugbeleuchtung: Bremslichter, Blinker, Scheinwerfer... Entweder kaputt, mit flackernden bunten LEDs gepimpt oder einfach ungenutzt. Vor allem aber auch der Einsatz der Blinker, Warnblinken zum Abbiegen - extrem hilfreich! Aber wie sagte schon meine Schwester vor etlichen Jahren: "... es hat niemanden zu interessieren, wo ich hin will!" Beschilderung und Straßenführung: Ob sich jemand dabei was gedacht hat, ist stark anzuzweifeln. In manchen Irrgärten ist es übersichtlicher. ES IST LAUT: Ruhe findet man in besiedelten Gebieten fast nie. Schalldämpfer am Auto und v.a. am LKW sind absolut überbewertet. Je lauter, desto männlicher. Musik ballert aus jedem Laden und Straßenrestaurant, dass man kaum Lust bekommt sich dort aufzuhalten. Durch die Straßen fahren PKW mit riesigen Megafonen auf dem Dach und posaunen, wo es die günstigsten Deals gibt. Wer was auf sich hält, hat die Anlage im Auto auf maximaler Lautstärke und alle Fenster unten. Wenn ich da von Autofreaks die Beschwerden zur angeblich viel zu stark reglementierten Lärmemission in Deutschland höre, könnte ich kotzen. Diese Deppen sollten sich mal einen Tag in einer mexikanischen (allg. mittel- und südamerkanischen) Stadt aufhalten... Es stinkt: Die Luftqualität ist unterirdisch. Geheizt wird mit Holz in alten Kaminen, gekocht z.T. auch. Alles was weg muss, wird verbrannt. Also nicht nur Blätter im Garten oder ganze Zuckerrohrfelder, sondern auch jeglicher Müll. Den Geruch von brennendem Plastik werde ich definitiv nicht vermissen. Müll: Das mache ich kurz. Wer mehr über Müll lesen möchte, muss sich durch die Blogeinträge von meiner Südamerika-Reise durchlesen. Auch hier in Mexiko, neben der Straße in großen Halden, brennend oder manchmal auch nicht. Straßenhunde: Ein ambivaltentes Thema... Ich bin ja eher der Hundetyp und mag Hunde auch sehr, aber manchmal nerven die vielen streunenden Tiere einfach. V.a. wenn man sich einen Ort mal zu Fuß erschließen möchte und regelmäßig angegangen wird. Da die meisten Tiere keine Besitzer:innen haben, kümmert das auch niemanden. Dazu kommt, dass der Zustand mancher Hunde so schlecht ist, dass es einem Tränen in die Augen treibt. Getönte Scheiben: In Mexiko haben viele Fahrzeuge tiefschwarz getönte Front- und Seitenscheiben. Es fühlt sich sehr unsicher an, wenn einem solche Fahrzeuge in abgelgenen Orten oder schmalen Gassen entgegen kommen. Manchmal ist nur ne Oma am Steuer, aber in der Fantasie ein bis an die Zähne bewaffneter Narco... Hoch hinaus...Tess, Wes, Scott, Max und Roberto haben mich freundlicherweise mit auf eine ihrer Klettertouren in der Umgebung von Guadalcazar mitgenommen. Vom Camp Aventurarte sind wir ca. eine Stunde durch dichten Wald gewandert, bis wir schließlich in einer riesigen halboffenen Höhle mit zig Stalagtiten waren. Das Mädel und die Jungs haben sofort begonnen einige der Routen zu klettern bzw. sich zu sichern. Vom Schwierigkeitsgrad war das hier schon alles sehr weit oben angesiedelt, da alle Routen direkt mit Überhang starteten. Ich habe mich damit beschäftigt ein paar Fotos zu machen und den anderen staunend zuzusehen. Roberto hat mir dann angeboten mich mit Ausrüstung zu versorgen und mich zu sichern, damit ich es auch einmal probieren könne. Das Angebot habe ich dankend angenommen, bin aber nicht höher als 1,5 Meter gekommen, was, falschem Ehrgeiz sei Dank, natürlich extrem deprimierend war. Aber egal, ich hatte es versucht. Ich habe mich nach ein paar Stunden wieder auf den Rückweg gemacht, zurück im Camp eine extrem gute Pizza gegessen und habe die Bilder vom Klettern fertig gemacht. Die Jungs und Tess waren mit den Bildern so zufrieden, dass sie mich überredeten am nächsten Tag noch einmal mit ihnen zum Klettern zu kommen. Gesagt getan. Auch diesmal wieder spannend, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie in der Höhle. Roberto hat mich wieder beim Klettern gesichert und ich habe diesmal mit vielen Pausen und Hilfe wenigstens eine Route geschafft, die im Kletterguide als kindergerecht eingestuft ist... Roberto hat sich dann noch die Zeit genommen, mir den Umgang mit einer Steighilfe zu erklären. Damit bin ich dann ca. fünf Meter hoch an die Felswand gekommen und konnte Bilder aus einer anderen Perspektive machen. Als die Jungs dann anfingen LSD zu nehmen und zu kiffen, war für mich der Zeitpunkt gekommen zurück ins Camp zu fahren und eine weitere Pizza zu testen.
Am nächsten Tag ging es aber wirklich los. Es ging weiter durch die Berge und die Vegetation änderte sich zusehends Richtung "jungelig". Um es kurz zu machen: In den kommenden Tagen bin ich verschiedene Wasserfälle angefahren, u.a. El Salto, El Minas Viejas, Tamasopo, Tamul und Puente del Dios. All diese Wasserfälle liegen in einer Hochebene in der Zuckerrohr angbaut wird. Man hat häufig große Rauchschwaden aufsteigen sehen, wo ein Teil der Pflanzen großflächig abgebrannt wird, damit der Boden wieder etwas fruchtbarer wird. Die Asche hat man je nach Windrichtung überall rumfliegen bzw. rumliegen sehen. Die Wasserfälle selbst, die der Hauptgrund für diese Fahrtroute waren, waren eher underwhelming. Erstens ist Trockenzeit und relativ wenig Wasser in den Fällen. Es war also alles nicht so spektakulär wie auf einigen Bildern. Zweitens ist der Zugang zu den Wasserfällen stark reguliert. Was ist damit gemeint? Man bezahlt für's Parken, dann bezahlt man Eintritt, dann bezahlt man für die obligatorische Schwimmweste, beim Puente del Dios sogar noch für einen Guide (für die 1 km lange Wanderung). Die Wege zu den Fällen sind zugeballert mit Holzbuden, aus denen Snacks, Wasserspielzeug und Essen verkauft wird. Tamasopo hat den Vogel abgeschossen: Um die Fälle herum ist ein ganzer Freizeitpark entstanden. Naturbelassen geht anders... In Tamul wollte ich mit meinem Packraft den Fluss aufwärts zum Wasserfall paddeln. Das war nicht möglich, da dies nur mit lokalem Guide und seinem gemieteten Boot geht. Natürlich... Ich kann ja voll verstehen, wenn die Menschen hier etwas Geld verdienen wollen, aber man kann es auch übertreiben. Highlight: Nach dem Umparken in eine andere, für die Übernachtung ebenere Parkbucht, sollte ich noch einmal bezahlen... Kannste dir nicht ausdenken. Wenigstens ein entspanntes Highlight lag auf der Route: Sótano de las Golondrinas. Dies ist eine der vielen großen Höhlen, die mehr oder weniger senkrecht in den Boden gehen. Hier war endlich mal etwas Vernunft im Spiel. Die Eintrittskarte gilt sowohl für den Besuch am Abend und ebenso am Morgen und man benötigt keinen Guide. In der 55m durchmessenden und 376m tiefen Höhle nisten ca. eine Millionen Mauersegler. Diese sammeln sich zum Sonnenuntergang in großen Schwärmen über dem Eingang der Höhle und stürzen dann in Massen mit bis zu 160 km/h senkrecht in die Tiefe. Die pfeifenden Geräusche dabei sind unglaublich. Am kommenden Morgen zum Sonnenaufgang verlassen die Tiere die Höhle wieder. Da sie die 370 m nicht senkrecht nach oben fliegen können, fliegen sie in großen Spiralen entlang der Außenwand nach oben und sammeln sich wieder in großen Schwärmen. Dies beobachten zu können war wirklich einzigartig. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben sich in die Höhle abseilen zu lassen und diese bei einer Führung zu erkunden, aber das war mir mit über 200 € zu teuer. Endpunkt für diesen Blogeintrag ist Pinal de Amoles. Ein pueblo mágico mit einem sehr schönen und einsamen Campingplatz außerhalb des Ortes, den ich komplett für mich allein hatte. Pinal de Amoles ist bekannt für die Axolotl die hier in den Flüssen und Höhlen leben. Der Campground liegt in einem Schutzgebiet für die Axolotl und hat einen schönen Wanderweg zu einigen Wasserstellen entlang eines Baches. Dort sollen die Axolotl in der Dämmerung zu beobachten sein. Leider habe ich damit kein Glück gehabt. Nach einer ruhigen Nacht ging es am nächsten Tag über tausende enge Kurven wieder zurück in die trockene und heiße Hochebene nach Westen. Fortsetzung folgt. Alles verschwimmt...Ich mache mir zwar ab und zu ein paar Notizen, damit ich nicht vergesse, wann ich wo war, aber diesmal war ich da nicht so konsequent. Daher versuche ich hier mal meine Erinnerungen der letzten Wochen zusammenzutragen.
Nach meinem heißen Bad während des Sonnenaufgangs, habe ich Durango Richtung Zacatecas verlassen. Unterwegs habe ich mein erstes Pueblo Mágico auf dem Festland, Nombre del Dio, angefahren. Die Pueblos Mágicos sind Orte, die noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten sind und daher die Auszeichnung "magisch" verdienen (aber das hatte ich bestimmt schon mal bei San Ignacio geschrieben). Die Anmutung dieser Orte variiert sehr stark, wie ich mittlerweile herausfinden konnte. San Ignacio oder eben Nombre del Dio sind wirklich sehr ursprünglich und es macht Spaß durch die Straßen zu laufen und das Treiben der Einheimischen zu beobachten. Andererseits gibt es auch Orte wie z.B. Pinal de Amoles oder Bernal, die absolute Touristenfallen sind. Ursprünglich sind da nur noch die Gebäude. Ansonsten gibt es an allen Ecken und Enden Souveniers, Fressbuden, Restaurants, Touranbieter, Minitaxis, Handwerkskunst usw. usf.. Anschließend bin ich in den PN Sierra Organós zum Übernachten gefahren. Bevor es jedoch ins Bett ging, habe ich mir noch eine schöne Wanderung gegönnt. Der Park ist laut Infotafel Drehort für zahlreiche Filme gewesen. Am nächsten Morgen ging es schließlich nach Zacatecas, mit kurzem Stopp in Sombrerete, einem weiteren Pueblo Mágico. In Zacatecas habe ich auf dem Parkplatz eines Hotels übernachtet. Dort habe ich Ulli und Rita getroffen, die kurz vor mir dort angekommen sind. Beide fahren ebenfalls mit einem Landcruiser, welchen ich erstmalig bei Raul auf der Ranch südlich von Tecate bewundern durfte. Ich hatte die beiden schon im Hafen in La Paz getroffen, sie sind allerdings mit einer anderen Fähre gefahren. Da das Hotel sehr dicht am Stadtzentrum liegt, habe ich direkt noch eine Fotorunde gedreht. Dabei ist mir die hohe Polizei- bzw. Militärpräsenz aufgefallen. Hinten auf Pickups, in voller Schutzausrüstung am MG oder vor einem Hoteleingang mit Pratonengurten um den Hals. Ob das hier so normal ist oder ob es hohen Besuch in der Stadt gab, konnte ich nicht herausfinden. Am nächsten Tag habe ich die Mina El Eden besucht. Leider habe ich bei der Führung nicht viel verstanden, weil mein Guide kein Wort englisch sprach. Es wurde wohl Silber abgebaut... Schade, dass solche Ort nicht einmal englische Informationen als Infoblatt anbieten. Gut, letztendlich meine Schuld, da ich kaum Spanisch verstehe. Bei meiner Reise in Südamerika lief das deutlich besser. Nach dem Besuch der Mine und einer weiteren Stadtrunde ging es in Richtung San Luis Potosi. Unterwegs habe ich irgendwo abseits des Highways inmitten von Kakteen übernachtet. Kurz bevor ich ins Bett wollte, kamen ein paar Pferde ans Auto. Ich hatte mir fastbin die Hosen gemacht, da sich die Hufe der Pferde wie eine heranstürmende Gruppe Banditos angehört hatte. Schlimm, wie schreckhaft man doch ist, immer gleich das Schlimmste vermutend. San Luis Potosi habe ich nur peripher angekratzt. Der Verkehr war so katastrophal, dass ich nach einem kurzen Stopp in einem Park zurück auf die "Umgehung" und zum Krater Joya Honda gefahren bin. Dort habe ich die Nacht verbracht und bin am nächsten Morgen nach Guadalcazar gefahren. Dort befinden sich in der Umgebung zahlreiche Höhlen, die Kletterer in diese Gegend locken. In Guadalcazar gibt es ein kleines Camp, welches von Christian, einem einheimischen Kletterer und seiner Familie betrieben wird. Christian hat in der Umgebung viele Kletterrouten abgesteckt und organisiert auch Kletterevents. Außerdem gibt es bei ihm richtig gute Pizza! Hier habe ich auch ein paar Kletternde getroffen: Tess, Scott, Max, Wes und Roberto. Aber dazu mehr beim nächsten Eintrag. Auf zu neuen Ufern...Die Überfahrt war ein Abenteuer! Nach sechs Stunden Wartezeit hat die Fähre mit zwei Stunden Verspätung abgelegt. Das Verladen war von außen betrachtet sehr chaotisch, am Ende war die Fähre aber auch bis auf den letzten verfügbaren Zentimeter beladen. Wir, zwei weitere Reisende und ich, waren ganz hinten auf dem Oberdeck der Fähre geparkt. Hier konnten wir in unseren Fahrzeugen übernachten, da es nur wenige Kabinen an Deck gibt. Eingekesselt von Kühlcontainern, deren Stromaggregate alle paar Minuten anliefen und einen Höllenlärm gemacht haben, dazu natürlich die Abgase. Die Nacht war bei diesen Bedingungen natürlich sehr kurz... Das Positive waren auf jeden Fall die warmen Duschen an Bord. Ebenso interessant waren die Mahlzeiten, die wir gemeinsam mit den Truckern in einem kleinen Mannschaftsraum bekommen haben.
Die Einfahrt in den Hafen von Mazatlán offenbarte schon, dass in den nächsten Tagen landschaftlich endlich etwas Abwechslung ins Spiel kommen würde. Palmen, Bäume, Felsen, Berge. Nachdem ich in Mazatlán noch kurz meine Vorräte aufgefüllt hatte, ging es zügig aus der Stadt entlang der alten Ruta 40, die in zig steilen Serpentinen entlang einer Bergkette in das Landesinnere führt. Voran bin ich dort nur sehr langsam gekommen und habe meine erste Nacht wild abseits der Straße gecampt. Ein etwas mulmiges Gefühl war dabei, aber ich bin lebendig mit all meinem Hab und Gut aufgewacht. Nach einem frühen Start bin ich weiter Richtung Durango gefahren, habe aber noch einen weiteren Nachtstopp in einem kleinen Naturreservat einlegen müssen. Die neue Ruta 40D wäre hier deutlich schneller gewesen. In Durango habe ich ein Freizeitbad angesteuert, welches bei iOverlander gute Bewertungen hatte. Nachdem das Auto geparkt war, habe ich mich in die Stadt fahren lassen und habe das historische Zentrum erkundet. Zurück am Schwimmbad das Highlight des Tages: Wenn man dort übernachtet, hat man nach Toreschluss um 18 Uhr das gesamte Schwimmbad für sich allein. Also ab in das Becken mit der heißen Schwefelquelle und der Sonne beim Untergehen zusehen. Logisch, dass ich da auch am nächsten Morgen wieder drin saß, um die Sonne zu begrüßen. Leider habe ich keine Bilder gemacht, aber der aufsteigende Dampf vom heißen Wasser und das rote Licht der Morgensonne war ein herrlicher Anblick. Alles hat ein Ende...Nach einem verdienten Ruhetag aufgrund der körperlichen Qualen vom Surfen, ging es für mich weiter nach Todos Santos. Dieses Örtchen wurde mir mehrfach empfohlen. Hier leben viele KünstlerInnen aus den USA und Kanada, die sich hier Voll- oder Teilzeit niedergelassen haben. Die Mexikaner sind aus der Stadt leider fast verdrängt, dafür ist alles sehr sauber und aufgeräumt. Todos Santos ist nicht umsonst ein pueblo magico.
Eine schöne Attraktion ist die Brutstation für Schildkröten am Strand von Todos Santos. Hier arbeiten Freiwillige, um den Bestand der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten zu schützen. Einer der Freiwilligen ist Tomas. Schon sein Vater hat hier geholfen. Tomas verbringt seine kompletten zwei Monate Ferien an der Station. Er fährt morgens zwischen 02 Uhr und 07 Uhr 40 Kilometer Strand ab und sucht nach frischen Gelegen, möglichst bevor sie von Wilderern geplündert werden. Die ausgebuddelten Eier bringt er in das Gewächshaus am Strand und vergräbt sie dann wieder. Hier sind die Gelege dann sicher und HelferInnen unterstützen die jungen Schildkröten beim Schlüpfen. Die im Verlaufe eines Tages frisch geschlüpften Schildkröten werden jeden Abend zum Sonnenuntergang in den Pazifik entlassen. Gegen eine kleine Spende kann man diesem besonderen Augenblick beiwohnen. Tomas beantwortet dabei alle Fragen. So habe ich z.B. erfahren, dass sie vor einigen Jahren noch bis zu 1000 Gelege am Strand hatten, 2023 waren es nur noch knapp 100. Das ist sehr schade, aber die Tortugueros sorgen mit ihrer Arbeit dafür, das fast 90% der Eier erfolgreich ausgebrütet und ins Meer entlassen werden. Eine der größten Bedrohungen für die Schildkröten ist übrigens der Plastikmüll. Der wird fälschlicherweise gefressen und die Tiere verenden qualvoll mit vollen Mägen. Umso wichtiger ist die Arbeit solcher Projekte und es stimmt mich zuversichtlich, dass v.a. junge Menschen wie Tomas unermüdlich und freiwillig helfen. Nachdem ich am folgenden Morgen im Café Docecuarenta das WLAN zum Rauchen gebracht habe, ging es schließlich wieder zurück nach LaPaz. Dort habe ich mich endlich mit Hester und Lawrence aus den Niederlanden treffen können. Die beiden sind ebenfalls in einem Troopy unterwegs und wir hatten uns Ende August bereits im Norden von Kanada, Dawson City, getroffen. Wir haben viel übers Reisen, Fotographieren und auch über Kaffee geredet. Leider müssen die beiden noch ein paar Projekte abarbeiten, sodass aus der eigentlich geplanten gemeinsamen Weiterreise nichts wird. In La Paz wollte ich eigentlich eine Tour buchen, bei der man mit Walhaien tauchen bzw. schwimmen kann. Ich habe das lange vor mir hergeschoben, da ich solchen Touren sehr kritisch gegenüber stehe. Nachdem ich einige Berichte von anderen Reisenden bzgl. des Ablaufs der Touren gehört hatte, habe ich mich schließlich dagegen entschieden. Die Touranbieter benötigen spezielleLizenzen, die diese Art von Touren in gewissen Grenzen halten sollen. Das mag funktionieren, sieht in der Realität trotzdem so aus, dass zahlreiche Tourboote hinter den Walhaien Schlange stehen und die Touris ein Stück mitschwimmen, wieder an Bord geholt werden und dann das nächste Boot an der Reihe ist. Nicht so ganz mein Verständnis von low impact... Für die letzten Tage bis zur großen Überfahrt auf das Festland habe ich mir Playa Tecolote als Domizil ausgesucht. Damit war ich nicht allein. Tecolote ist ein sehr beliebter Stellplatz bei Overlandern. Dementsprechend waren viele Fahrzeuge dort, u.a. viele Amerikaner. Die hatten natürlich auch alle mit Verbrennungsmotor betriebenen Spielzeuge und Generatoren (die Microwelle braucht ja Strom) mit. Am nervigsten war eine Gruppe in riesen ehemaligen Schulbussen, die jeden Abend zum Sonnenuntergang mit Gleitschirmen und Propellern auf dem Rücken über den Strand geflogen sind. Das möglichst tief und laut damit auch alle die Möglichkeit hatten, die amerikanischen Patrioten beim Ausleben ihres Freiheitsverständnisses zu bewundern. Idioten... Aber es waren auch normale Leute am Strand. So habe ich z.B. Vera und Josef wiedergetroffen und Amrit, Angela, Oliver, Paul, Andrea und Bradley kennengelernt In Tecolote habe ich schließlich drei Tage verbracht, bevor es auf die Fähre zum Festland ging. Viel Zeit zum Lesen und um sich Gedanken über den kommenden Abschnitt der Reise zu machen. Baja gilt als sehr sicheres Reisegebiet und auf dem Festland sollte man bestimmte Regionen meiden und die Augen und Ohren offen halten. Außerdem werde ich wahrscheinlich weniger Reisende treffen, da es viele verschiedene Routen Richtung Süden gibt (die meisten folgen der Küste). Um es kurz zu machen: ich habe etwas Schiss vor dem, was mich die nächsten vier Monate erwarten wird (mehr allein sein, weniger Campmöglichkeiten/aufwendigere Stellplatzsuche, gefühlt unsicherer, Sprachbarriere, ...). Ich bin aber auch im positiven Sinne sehr gespannt. Wir werden sehen... Wale, Strand und KaffeeDie Silvesternacht war der absolute Kracher. Nach gemeinsamem Abendessen hat kaum jemand länger als 23 Uhr durchgehalten. Kein Feuerwerk, kein Geknalle. Absolut perfekt!!!
Nachdem ich am folgenden Morgen meine Portraits gemacht und noch die letzten Kontakte ausgetauscht hatte, ging es zurück auf die Straße Richtung La Paz. Was ich leider verpassen sollte, war die Umgestaltung des LKWs von Marco und Natascha. Die beiden hatten Julian beauftragt ihren LKW mit einem Graffiti zu besprühen. Die Ergebnisse konnte ich (bisher) leider nur auf instagram bestaunen. Wer Lust hat sicj mal Julians andere Werke anzuschauen, der/die googelt wie folgt: "julian vogel art". Aufgrund eines späten Starts habe ich nicht in einem Ritt nach La Paz geschafft. Zwischen La Paz und Agua Verde ist aber auch echt nicht viel zu sehen. Es geht über zig Kilometer geradeaus durch relativ öde Landschaft. Der folgende Tag in La Paz war Haushaltstag: Einkauf, Tanken, Wasser. Gegen Mittag habe ich mich mit Wenke, Klaas und Mario getroffen. Wir hatten uns das letzte Mal im Zion NP kurz gesehen. Die Promenade in La Paz war extrem voll, es war der zweite Januar. Überfüllte Cafés und Restaurants, kaum Parkplätze, laute Musik und viel Lärm. Für mich leider kein Platz zum Bleiben. Also ging es zum Abend wieder raus aus der Stadt zu einem ruhigen Stellplatz, wo nur die Wellen und ein Vögel zu hören waren. Von dort aus bin ich Richtung Cabo Pulmo gestartet, wollte aber erst noch einen Stopp in den Bergen machen, ein kurzer Landachaftswechsel musste her. Nach zahlreichen unabhängigen Empfehlungen bin ich direkt die Rancho San Dionisio angefahren. Das ist eine Ökofarm, wo im Übernachtungspreis die Selbstbedienung im Garten mit enthalten ist: Jalapeños, Chili, Salate, Möhren, alle möglichen Kräuter, Orangen, Avocados, Limetten, Pampelmusen, Mangos. Alles umsonst mit dabei. Dazu extrem freundliche Gastgeber, jeden Morgen frischen Kaffee und frisch gebackene Cookies, eine große Gemeinschaftsküche, gefiltertes Wasser, heiße Duschen, Wanderwege und viele nette Reisende. Kurz gesagt: ein Platz zum Verweilen. Am zweiten Abend sind dort Daniel und Jess mit einem gemieteten VW T3 aufgeschlagen und nach kurzem Fahrzeugtalk ging es nur noch um Kaffee. Daniel hat in Ohio eine eigene Rösterei, ist also ein Experte auf dem Gebiet. Wir haben bis spät in die Nacht über Kaffeeanbau, Ernte, Zubereitung, Varianten, usw. usf. gesprochen und dabei frischen Pour Over getrunken. Für meinen Rückweg in die USA ist auf jeden Fall schon ein Besuch in seiner Rösterei eingeplant. Da freue ich mich schon riesig drauf. Die folgenden Tage bin ich von La Ribera aus über Cabo Pulmo nach San José/ San Lucas bis Todos Santos gefahren. Dabei ging es immer an der Küste entlang von Strand zu Strand. Leider bin ich nicht dazu gekommen in Cabo Pulmo zu schnorcheln (bzw. ich hatte keine Motivation aufbringen können, das allein zu tun (ein Nachteil des Alleinreisens)), aber ich habe noch nie so viele Wale beobachten können. Unglaublich. Bei fast jedem Blick aufs Wasser war eine Fontäne zu entdecken. Meinen Frühstückskaffee habe ich fast ausschließlich mit Fernglas in der Hand genossen. San José und San Lucas waren wieder nicht so meins, da alles auf amerikanisch/kanadischen Tourismus ausgelegt ist. Jahrmarktähnliche Marinas, Rolex-, Gucci-, Armani-Filialen und riesige Jachten. Muss man mögen... Für mich war entscheidend, dass ich in San Lucas endlich einen V60 kaufen konnte! Jedem das seine... In Los Cerritos habe ich mich wieder mit Klaas, Wenke und Mario getroffen. Für einen Tag habe ich mir sogar ein Surfboard geliehen. Das hat ein Menge Spaß gemacht, mir aber auch gezeigt, dass ich keine 20 mehr bin, dass auch ein Neo den Reisebauch nicht plattdrückt und dass Sonnencreme eine gute Erfindung ist. Der alte Mann und das Meer... Strände und OasenVon Ojos de Liebre ging es über endlos schnurgerade verlaufende Asphaltpiste nach Bahia Asunción am Pazifik. Nach Süden erstrecken sich dort kilometerlange Buchten. Der 'Sand' besteht zum größten Teil aus Muschelschalresten in allen Größen. Beachtlich, was da an Tonnen zusammenkommen muss. Auch beachtlich waren die zahlreichen toten Robben, die durch die Wellen an den Strand gespült und von den Koyoten als willkommene Mahlzeit genossen wurden. Am folgenden Tag bin ich gute 90 km auf Schotterpiste entlang des Pazifiks gefahren. Während der gesamten Strecke ist mir nur ein Fahrzeug begegnet. In Punto Abreojos wollte ich ein kleines Café besuchen, eine Pause war überfällig, aber die Öffnungszeiten waren etwas seltsam. Also Augen auf, wenn man ein Café, welches von einem Surfer geführt wird, besucht: Die Öffnungszeiten richten sich nach den Tiden...
Von Punto Abreojos sollte es wieder zurück zum Highway und von dort nach San Ignacío gehen. Leider bin ich, mal wieder, unterwegs auf die Idee gekommen eine Abkürzung zu nehmen. Nach zwei Tagen durch tiefen Sand, trockene Flussbetten, felsige Kletterpassagen und Notübernachtung neben der Piste, bin endlich in San Ignacio angekommen. Wäre ich die lange Strecke über den Highway gefahren, hätte das lediglich zwei Stunden gedauert. Soviel zu Abkürzungen. Die Zufahrt nach San Ignacío offenbart bereits, warum der von mir angesteuerte Campground 'paraiso' im Namen trägt. Der Ort liegt entlang eines Wasserlaufes und ist eine riesige Oase mit großen Palmen und, man halte sich fest, grünem Rasen. Für die Augen und das Gemüht eine willkommene Abwechslung. Auf dem Campground habe ich Noí und David wiedergetroffen und neue Reisende kennengelernt. Nach zwei Tagen Fahrpause bin ich Richtung Golf von Californien aufgebrochen. In Mulegé, einem kleinen sehr schönen Ort, hatte ich meinen Stellplatz für die Weihnachtstage erreicht. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt nur noch nicht, denn ich habe Rebecca, Mariano, Chuck, Krista und Bernardo erst etwas später getroffen. Rebecca und Mariano reisen in einem selbstgebauten Anhänger und arbeiten fast Vollzeit von unterwegs. Chuck will mit seinem Hund CAM nich bis Argentinien und arbeitet ebenfalls on Tour. Augen auf bei der Berufswahl... Deren Gesellschaft war so nett, dass sie mich von einer Weiterfahrt nach Süden abgehalten hat. Wir haben also gemeinsam geangelt, am Feuer gesessen, erzählt, gekocht (Chuck ist ein Meister des Kochens über offenem Feuer), gelacht und gegessen, schöner hätte ich mir die Weihnachtstage auf dieser Reise nicht vorstellen können. Von Mulegé ging es weiter nach Loreto. Dort habe ich Noí, mal wieder, getroffen und spontan entschieden, eine Nacht zu bleiben. Nach laaaaangem Spaziergang am Strand, um Nasca auszupowern, haben wir uns die Bäuche in einem kleinen lokalen Restaurant gefüllt. Loreto ist einer der touristischeren Orte, mit Kreuzfahrtschiffen usw., aber trotzdem sehenswert. Von Loreto bin ich weiter in das Landesinnere nach San Javier gefahren. San Javier ist ein kleiner Ort, der zu den 'pueblos magicos' gehört. Diesen Titel haben viele ursprüngliche Orte mit historischem Hintergrund in Mexiko erhalten. Hier steht z.B. eine der ersten Missionen auf der Baja California. Von San Javier bin ich eine weitere Abkürzung zurück zum Highway gefahren, diesmal aber besser recherchiert. Auch die Tour hat fast zwei Tage in Anspruch genommen und führte wunderschön entlang von z.T. ausgetrockneten Flussläufen bzw. durch diese hindurch. Dort wo noch Wasser vorhanden war, standen wieder riesige Palmen. Wieder zurück auf dem Highway ging schon nach 400 m auf die nächste Piste Richtung Agua Verde. Dieser Stellplatz bzw. diese Bucht wurde mir mehrfach empfohlen. Unterwegs habe ich Kevin und Kathy getroffen und wir haben uns gemeinsam 200 Pesos abknüpfen lassen, obwohl das Übernachten vor Ort kostenfrei ist. Beim nächsten Mal also besser die Kommentare auf iOverlander lesen. Obwohl die Bucht von Dauercampern schon gut gefüllt war, habe ich mich entschieden zu bleiben. Das war, im Nachhinein betrachtet, auch gut so. Erstens war die Wahrscheinlichkeit einen ebenso schönen und ruhigen Stellplatz für den Jahreswechsel zu finden relativ gering und Zweitens war die Gesellschaft sehr angenehm. Im Moment stehen hier fast ausschließlich Deutsche und Amerikaner. Ich war schnorcheln und paddeln, habe mich gut über Fotografie unterhalten, mehr zum Thema Angeln gelernt (leider nichts gefangen), habe einen Blauhai aus nächster Nähe gesehen, eine Yogostunde am Strand gemacht und viele gute Gespräche gehabt. Heute Abend ist Silvester. Ich wünsche allen die dies lesen ein erlebnisreiches und gesundes neues Jahr! Chillen am StrandMan man, wieder für ein paar Tage versackt. Anders als gedacht, bin ich am Ende doch vier Tage in Bahia de los Angelos geblieben. Die Zeit habe ich mehr oder weniger mit Noí, Visen und David und Hündin Nasca verbracht. Mit Visen habe ich eine extra lange 20 km Wanderung am Strand zum Playa la Gringa gemacht. Das ist ein beliebter Stellplatz unter Overlandern und dementsprechend war der Kiesstrand mit allen möglichen Reisemobilen gefüllt. Die riesigen Expeditionsmobile ala Unimog und MAN natürlich von Deutschen. Das ist schon fast ein running gag unter anderen Reisenden bzgl. den Deutschen. Ich habe mich mit einem Pärchen in einem 6x6 MAN unterhalten: die haben nur gejammert. Hier können sie nicht durch weil zu groß, hier nicht drüber weil zu schwer, Stellplätze sind zu schwer zu finden, Verbrauch von 40 Litern Diesel auf 100 km, usw. usf. Da frage ich mich, warum man dann überhaupt in so einem riesigen Teil auf Reisen geht und dann schließlich auf Campingplätzen übernachtet. Aber egal, leben und leben lassen.
Da die Küche am Campo Archelon so gut war, habe ich fast kaum gekocht. Stattdessen habe ich mich durch die Karte gegessen: Enchiladas, Tortillas, Taccos, Tostadas und Quesadillas. Die mexikanische Küche ist der Hammer (nur zur Einordnung: ich hatte bis dahin noch nie mexikanisch gegessen). Am letzten Tag habe ich in Bahia de los Angelos das historische und maritime Museum besucht. Es wird von sogenannten Snowbirds (pensionierte Amerikanerinnen, die im Winter nach Süden fahren) ehrenamtlich geführt. Sehenswert ist das Ganze nur wegen des rustikalen Charmes. Danach ging es mit David über Schotter- und Sandpisten entlang der Küste Richtung Bahia de las Ballenas. Die Vorwarnungen der Einheimischen haben sich leider bewahrheitet: Waschbrettpiste und tiefer loser Sand für mehr als 200 Kilometer. Für David auf seinem voll bepacktem Motorrad eine echte Herausforderung und Tortur. Übernachtet haben wir fix und fertig auf der schönen Rancho Escondido. Auch hier gab es wieder von Mutti gemachte heimische Küche, bevor die Müdigkeit schon sehr frühzeitig ihren Tribut gezollt hat. Am zweiten Tag haben wir noch einen kurzen Stopp an einer Höhle mit Malereien gemacht und uns schließlich, zurück am Highway, verabschiedet. Für mich ging es wieder ein kurzes Stück zurück nach Norden, die Küste bei Jesús María wurde mir von anderen Reisenden empfohlen. An der riesigen flachen Bucht habe ich einen Tag verbracht. Frühstücken mit Meerblick und vorbeiziehenden Delfinen kann gefallen. Eine kurze Wanderung führte zu einem Felsen, wo ich eine Weile Seelöwen beobachten konnte. Schließlich ging es wieder zurück nach Süden, nach Guererro Negro zum Tanken und Einkaufen. Anschließend bin ich nach Ojos Liebre gefahren. Das ist ein bekannter Platz, an dem sich von Mitte Januar bis Ende März Grauwale direkt von der Küste aus beobachten lassen. Die kommen zum Kalben in die geschützte Bucht. Die Anfahrt ist auch recht interessant, da sie durch ein Gebiet verläuft, in welchem Meersalz gewonnen wird. Leider sind zur Zeit noch keine Wale vor Ort. Irgendwie habe ich damit immer Pech. Für die Walhaie bin ich zu spät, für die Grauwale zu früh, für die Orcas in Kanada zu spät und bei den Walen in Argentinien kam Corona dazwischen... Naja, auf jeden Fall war der Platz direkt am Wasser zu schön, um gleich wieder umzukehren. Also bin ich geblieben und habe meinen stetig atrophierenden und verfettenden weißen Körper in die Fluten gestürzt und in die unermüdlich brennende Sonne gehalten und mich dabei um Akzeptanz bemüht... Frohen Dritten Advent! |
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